o.B.: Klinikjargon. Abk. für ohne Befund.

ob: Analtampon.

obligat, obligatorisch: lat. obligatio, das Gebundensein. notwendig, unerlässlich, unentbehrlich, verpflichtend, bindend; z.B. eine obligate / obligatorische Untersuchung, d.h. eine Untersuchung, die zur Krankheitserkennung notwendig ist. Ggs.: fakultativ: möglich, freiwillig.

obsolet: veraltet, verlassen, nicht mehr gebräuchlich; z.B. die Blasenentleerung durch Triggern oder den Crédé-Handgriff ist bei Spina bifida-Patienten obsolet.

Obstipation: lat. ob-, dagegen, stipare, stopfen. Konstipation, Stuhlverstopfung, Retentio alvi. Behinderte oder zu seltene Stuhlentleerung mit Verhärtung des Stuhls. Ursachen: a) ernährungsbedingte Verhärtung des Darminhaltes, b) lähmungsbedingte Stö­rung des Stuhltransportes, c) un­vollständige Darmentleerung, d) Medikamente, e) bewusstes Zu­rückhalten von Stuhl [165]. Über die normale Entleerungshäufigkeit: Darmentleerung. Formen: Einfache O.: bis zwei Wochen dauernde O. Akute O.: Plötzlich unerwartet auftretende O. Ursachen: Reisen, Nahrungsumstellung, Medikamente, Bettlägerigkeit. Chronische (ha­bi­­­tuelle) O.: länger als 8 Wochen dauernde O. [104]. Ursachen: 1. Störungen der geordneten Darmbewegung (Darmperistaltik), z.B. durch Darmlähmung. 2. ballaststoffarme, eiweißreiche (Milch-) Ernährung. Folge: kitt­artige Kalkseifenstühle. 3. Medikamente: Regelmäßiger Ge­brauch von a) Abführmitteln, b) bei Verwendung hoher Dosen von Oxybutynin, c) bei Gabe von Opiaten usw. So genannte spastische O.: Form der Verstopfung, bei der die Grundspannung (Tonus) der Muskulatur des Kolons ständig erhöht ist, wodurch der Darminhalt nicht weiter transportiert werden kann und durch Wasserentzug eintrocknet. Erwünschte Folgen der O.: Harter Stuhl im Enddarm verhindert Passage von nachrückendem Stuhl und unterstützt so die (Pseudo-)Kon­tinenz, d.h. verhindert den unwillkürlichen Verlust von Stuhl mit seinen negativen Auswirkungen. Unerwünschte Folgen: Durch die O. verlängert sich die Verweildauer des Stuhles im Darm, wodurch ihm a) Wasser entzogen wird, was b) eine Verhärtung zur Folge hat, es kommt c) zur Vermehrung von Fäulnisbakterien, die Ursache eines üblen Geruchs sind, schließlich drängt sich d) dünnerer Stuhl an der harten Kotwalze vorbei, und es kommt zur unkontrollierten Massenentleerung von dünnem und hartem Stuhl (Zersetzungsstuhl, Überlaufstuhl); e) Allgemeinsymptome wie Appetitstörung, Störung der Befindlichkeit, Bauchschmerzen, Erbrechen, Zunahme von Sodbrennen; f) Verursachen oder Verstärken einer Reflux­ösophagitis, einer gastroösophagealen Reflux­krankheit; g) die Harnblase wird nach rechts verdrängt, wodurch es zur Behinderung des Harnabflusses aus der Harnblase kommt, was eine (häufige) Ursache von Harn­wegsinfektionen durch vermehrte Restharnbildung bedeutet; h) Kotballen im Mastdarm drücken von außen auf die Harnblase, verkleinern sie und beeinflussen damit die Kontinenz, z.B. die Verkürzung von Trockenphasen; i) Begünstigung eines  Darm­vorfalles. Behandlung: 1. Wesentlich ist die regelmäßige Entleerung des Enddarmes, vgl. Darm, Entleerungstechniken. 2. Ernährung: bal­laststoffreiche Kost, viel Gemüse und Salat. 3. Medikamente (immer in Verbindung mit viel möglichst kalorienarmer Flüssigkeit): a) Poly­ethy­lenglycol (Macrogol [104]), b) Lactulose, c) Quellmittel mit Agar-Agar, d) Abführmittel, die die Darmwand reizen, dürfen wegen der Begünstigung der Entstehung eines krankhaften La­xan­tienkolons nur ausnahmsweise verwendet werden, nie jedoch zum regelmäßigen Darmmanagement gehören.

Obstipations-Prolaps-Syndrom: gelegentlich noch verwendete (aber nicht zutreffende) Bezeichnung für Darmvorfall bei verhärtetem Stuhl.

Obstruktion: lat. obstruere, einengen. (Unvollständige) Verlegung bzw. weitgehender Verschluss eines Hohlorganes oder Blutgefäßes oder Ganges; z.B. als Folge der Obstruktion des Aquäduktes entsteht eine Störung des Hirnwasserkreislaufes; z.B. eine Obstruktion der Atemwege ist kennzeichnend für ein Asthma.

occult: okkult.

Octenisept ®: wässrige Octenidin-Lösung; Desinfektionslösung. Anwendung: a) Zur Händereinigung: 2-3 ml zwischen den Händen und Fingern verreiben, bis die Hände trocken sind. Kein Wasser zusetzen. Nach Beenden der Reinigung O. abwaschen, um ein Eindringen der konzentrierten Lösung in die Haut zu vermeiden. b) Zur Reinigung der Schleimhaut der äußeren Harnröhrenöffnung und der umgebenden Schleimhaut bzw. Hautzone vor einer Uringewinnung oder einer Katheter­entleerung. Einschränkungen der Anwendung oder die Entwicklung von Resistenz von Erregern gegenüber dem Desinfektionsmittel sind nicht bekannt [24].

Ödem: grch. oidema, Geschwulst. Oedem, Gewebswassersucht. Auf eine Gewebezone be­schränkte oder auch in größeren Körperzonen auftretende, unterschiedlich ausgeprägte Ansammlung von Flüssigkeit in Gewebszwischenräumen. Die Flüssigkeit tritt aus dem Gefäßsystem (Arterien und Venen) aus. Nach Abklingen des schädigenden Einflusses wird die Gewebsflüssigkeit wieder in den Blutkreislauf aufgenommen. Spezielle Formen: Subependymales Ödem: krankhafte Wassereinlagerung unter der Zellschicht, die die Hirninnenräume auskleidet (Ependym). Der sonographische oder kernspin- oder computertomographische Nachweis eines s.Ö. gilt als Hinweis auf einen (stark) erhöhten Druck in den Hirnkammern. Renales Ödem: Gewebswassersucht durch krankhaften Eiweißverlust bei Erkrankung/Schädigung der Niere. Das r.Ö. tritt zuerst im Bereich der Augenlider auf, ist dann jedoch auch in den Beinen (Unterschenkeln, Füßen) oder Händen nachzuweisen. Kardiales Ödem: Ein­lagerung von Gewebswasser vor allem in dem vorderen Bereich der Unterschenkel (prätibiales Ödem) sowie in der Knöchelregion bei unzureichender Funktion des (rechten) Herzens, in die Lungen bei mangelnder Funktion des linken Herzens. Traumatisches Ödem: Akute oder andauernde Weichteilschwellung als Folge eines Traumas, auch nach Operationen. Lymphödem. Ödem des Sehnerven (N. opticus) als sonographisch feststellbarer wichtiger Hinweis auf Hirnüberdruck. Therapie: Die Behandlung richtet sich nach der Ursache (Behandlung von Herzkrankheiten, Nierenerkrankungen usw.). Vgl. Kompressionsbehandlung, Lymph­drainage, Hirndruckzeichen am Auge.

Öffnungsdruck: Als Ö. der Harnblase wird der Druck bezeichnet, bei dem sich die Harnblase zu entleeren beginnt (sog. leak point-pressure). Der Ö. ist abhängig a) von der Aktivität der (Muskulatur der) Harnblase, b) von der Muskelkraft der Harnblasenschließmuskeln sowie c) von dem - auch willentlich ausgelösten - Druck im Bauchraum. Diagnose: Der Ö. kann mit einer Blasendruckmessung ermittelt werden. Normalwerte: Der Ö. beträgt bei Mädchen / Frauen 30-35 cm und bei Knaben / Männern 35-40 cm Wassersäule. Erhöhter Ö.: Bei erhöhtem Ö. bei Erhöhung der Muskelgrundspannung der  Harnblasenschließmuskeln kann a) der Urin nicht vollständig abfließen, d.h. es kommt zu einer (krankhaften) Vermehrung von Restharn, b) sich die Harnblase nur mit krankhaft  hohem Druck entleeren, was zu Veränderungen des Harnblasenmuskels (Balkenblase) und zur Entstehung eines Refluxes beitragen kann. Bei erhöhtem Ö. ist das Ausdrücken der Harnblase oder die aktive oder passive Bauchpresse als Entleerungsmethode der Harnblase nicht erlaubt, weil hierdurch der Druck in der Harnblase weiter erhöht und die Veränderungen der Harnblase begünstigt werden. Bei zu niedrigem Ö. kann ein Druck in der Harnblase wegen einer (Teil-) Lähmung der Blasenschließmuskeln nicht normal aufgebaut werden; deshalb kommt es a) bereits bei niedrigem Druck in der Harnblase oder Bauchraum zu unwillkürlichem Urinverlust, b) besteht die Gefahr, dass die Harnblase sich verkleinert (schrumpft), weil sie durch die mangelnde Füllung nicht mehr aufgedehnt wird.

   
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