Darmlähmung: neurologische Schädigung der Darmnerven. Eine komplette Darmlähmung ist mit dem Leben nicht zu vereinbaren. Umschriebene Darmlähmung: Bei einer Schädigung des unteren Rückenmarkes (im 2.- 4. Sakralsegment) können etwa die letzten 30-50 cm des Darmes (der absteigende Grimmdarm (Colon descendens), das Sigma (Colon sigmoideum) und der Mastdarm (Rektum) neurologisch in unterschiedlichem Ausmaß gestört sein. Folgen: Die Fähigkeit einer geordneten Darmperistaltik geht teilweise verloren. Der Darm behält aber eine, wenn auch abgeschwächte, Grundspannung (Tonus). Auswirkungen: a) auf den Darm: Die verlängerte Verweildauer des Stuhles führt zur Austrocknung und Verfestigung des Darminhaltes, wodurch eine Stuhlverstopfung (Obstipation) entsteht.  b) auf den Afterverschluss: Es entsteht eine komplette oder inkomplette Lähmung der beiden Afterschließmuskel, womit die Unfähigkeit verbunden ist, Stuhl kontrolliert zu entleeren (Inkontinenz). Das Wiederauftreten eines verstärkten Afterverschlusses bei vorbestehender Lähmung kann ein Hinweis auf eine (krankhafte) Erhöhung der Grundspannung des Afters (weitere Erklärungen: vgl. spinale Hypertonie) sein.

Darmmanagement: alle Maßnahmen, die zur Regulierung der Darmtätigkeit ausgeführt werden [152]. Das D. umfasst 1. die Regelmäßigkeit der Nahrungsaufnahme und Darmentleerung, 2. die Gewährleistung einer ballaststoffreichen Kost, 3. die Aufnahme von ausreichend Flüssigkeit (Flüssigkeitsbedarf), 4. die Anwendung geeigneter Entleerungstechniken (Darm: Entleerungstechniken), 5. die Anwendung geeigneter Medikamente (Abführmittel), 6. die Sicherung der Kontinenz, 7. hygienische Maßnahmen. Kommentar: Weil das erklärte Ziel die selbstständige Ausführung aller Maßnahmen ist, soll bereits das Kind  – abhängig von der Einsichtsfähigkeit – an den Elementen des D. (Kostauswahl, Flüssigkeitsauswahl und –menge, Vorbereitung der Darmentleerung, Einüben von Entleerungstechniken, Entsorgung usw.) frühzeitig beteiligt werden [13]. Vgl. hierzu auch: Darmentleerung, Darmtraining.

Darmmanagement

folgende Vgl. hierzu verschiedene Anleitungen mit dem Thema Darm

Darmnerven: nicht willentlich zu beeinflussende (autonome) Nerven, die als Nervengeflechte in zwei Schichten der Darmwand vorliegen. Die D. sorgen für ein geordnetes Zusammenziehen und Lockern der Darmmuskulatur (Darmperistaltik), wodurch der Darminhalt etwa 1 cm / Minute in Richtung Darmausgang fortbewegt und hierbei durchmischt wird. Bei einer Lähmung der D. geht die Transportfähigkeit des Darmes teilweise oder vollständig verloren, die Fähigkeit, sich zusammenzuziehen, bleibt jedoch meist erhalten; deshalb legt sich der Darm eng um den Darminhalt, kann diesen jedoch nicht mehr weiter transportieren. Durch das verlängerte Liegen im Darm wird dem Darminhalt Wasser entzogen, wodurch eine Verhärtung des Stuhles und eine Stuhlverstopfung (Obstipation) entstehen.

Darmoperationen: 1. D. zur Verbesserung der Kontinenz für Stuhl: Appendikostomie (Malone antegrade-continence-enema), Anus praeternaturalis, Grazilisplastik. 2. Urologische D. zur Verbesserung der Kontinenz für Urin: Kolonkonduit, Ileum­konduit, Harnblasenaugmentation. 3. D. bei Rückfluss von Mageninhalt in die Speiseröhre (gastro-ösophagealer Reflux): Verengung eines funktionsgestörten (evtl. auch) erweiterten Mageneinganges. 4. D. bei Darmvorfall. Vgl. auch: Anlegen einer PEG-Sonde (perkutane endoskopische Gastrostomie). 5. D. bei Schluckstörungen: PEG-Sonde.

Darmpassage: Transport der Nahrung bzw. (im Enddarm) des Stuhles durch den Darm mit etwa 1 cm / Minute [16]. Die Dauer der D. kann individuell sehr unterschiedlich sein und ist zusätzlich u.a. abhängig vom Alter, der Kost, der Mobilität, von psychischer Anspannung u.a. Verbesserung / Therapie: Die Dauer der D. lässt sich beschleunigen a) durch eine ballaststoffreiche Kost, b) durch Mobilität, c) durch eine regelmäßige Entleerung des Enddarmes (Darm-Entleerungstechniken), d) durch Medikamente (Abführmittel).

(Normale) Darmpassage (Stunden) [65]
Frühgeborene
Neugeborene / Säuglinge
Erwachsene
Dünndarm
6 - 8
6 - 9
3 - 9
Dickdarm
12 - 17
8 - 12
19 - 24
Darmpassage (Stunden) [66] abhängig von der Nahrung
Brustmilch
Kunstmilch
Gemüse
Variationsbreite
4 - 28
4 - 23
Durchschnitt
13
14,5
15

Darmperistaltik: das wechselnde Zusammenziehen und Erschlaffen des Darmes. Die D. erfolgt durch zwei in der Darmwand liegende Muskelsysteme (Meissner-Plexus, Auerbach-Plexus). Sie läuft ohne willentliche Beeinflussung (d.h. autonom) in eine Richtung, d.h. in Richtung After ab. Durch die D. wird der Speisebrei und (in den unteren Darmabschnitten) der Stuhl zum Darmausgang hin transportiert und durchmischt. Die D. kann durch neurologische Störungen (Darmlähmung) geschwächt und z.B. durch Ernährung und Abführmittel beeinflusst werden. Vgl. auch: Darmnerven, Darmpassage, Darmträgheit.

Darmprolaps: Darmvorfall.

Darmrohr: Kunststoffschlauch, der zur Darmspülung oder zum Darmeinlauf in den Enddarm gelegt wird. Darmrohre müssen latexfrei sein, sie sind zum Einmalgebrauch bestimmt und verordnungsfähig. Formen: Ballon-Darmrohr: An der Spitze des D. ist ein Ballon eingearbeitet, der, mit Luft oder Wasser gefüllt, den Darmausgang abdichtet (Hersteller: z.B. Russka). Darmrohr mit Gleitkonkus: Latexfreier Kunststoffschlauch (Dicke: 20 Charrière = 6,9 mm; Länge: 30 cm; Markierung  Löcher: 1 Loch an der Spitze, zwei seitliche versetzte Löcher), auf dem sich ein beweglicher Konus (Gleitkonus) beliebig verschieben lässt. Mit dem Gleitkonus lässt sich der After verschließen und öffnen, wodurch Spülflüssigkeit im Darm gehalten und entleert werden kann.

   
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