Darmvorfall: Heraustreten eines Teiles des Mastdarmes aus dem After (Abb. BK, Aufn.: Ermert *). Vorkommen: 1. Gehäuft unmittelbar nach dem Verschluss der Wirbelsäulenspalte nach der Geburt (Erstversorgung) oder (seltener) nach einem späteren Eingriff am Rückenmark. Vgl. Rückenmarksveränderungen. 2. Langdauernde Stuhlverstopfung (Obstipation) in Verbindung mit abnorm langem und intensivem Pressen. Therapie: 1. Zurückverlagerung des vorgefallenen Darmteils mit dem Finger (digitale Reposition); nach der Zurückverlagerung wird a) ein Analtampon eingelegt, b) der After vorübergehend durch ein Klebepflaster verschlossen und/oder c) die Gesäßfalte durch zusammengerollten Zellstoff ausgefüllt, der d) durch eine straff sitzende Unterhose (z.B. Netzhose) gehalten wird. 2. Die wichtigste Maßnahme ist die konsequente Vermeidung einer Verhärtung von Stuhl durch  ballaststoffreiche Kost, medikamentöse Unterstützung (Lactulose ®, Macrogole) und regelmäßige Enddarmentleerung (vgl. Darm-Entleerungstechniken). c) Die ope­ra­tive Befestigung des Darmes am Steißbein ist nur ausnahmsweise erforderlich und führt oft zu Rückfällen, wenn die Ursache (harter Stuhl) nicht beherrscht wird.

* Anmerkung: Der abgebildete Darmvorfall bildete sich spontan zurück.

Dauer: auf Dauer; z.B. Dauerkatheter, antiinfektiöse Dauerprophylaxe, Dauertropfinfusion.

Dauerkatheter: länger als 1 Woche dauernde künstliche Ableitung von Harn über einen Katheter. Möglichkeiten: Dauerkatheter zur Harnableitung über die Harnröhre (transurethraler Dauerkatheter) über einen (immer latexfreien Nelaton- oder Ballon-) Harnblasenkatheter. Wegen der möglichen Komplikationen (s.u.) ist die Indikation zum Legen eines transurethralen D. immer streng zu stellen. Als Maßnahme zur längerfristigen Harnableitung eignet sich dieser D. nicht. Gründe zum Legen eines transurethralen D.: a) Druckentlastung der Nieren bei akuter Harnstauung. b) Behandlung schwerer Hautkomplikationen durch Inkontinenz (Kandidose, Reizakanthose). c) Vorübergehende kontrollierte Harnableitung, z.B. während oder nach einer Operation, während einer Reise, Freizeit. Mit dem Legen des D. muss eine Aufklärung über die möglichen Komplikationen und deren Behandlung verbunden sein. Wegen dieser Komplikationen soll ein D. so selten wie möglich gelegt werden. Versorgung: Der Urin wird in einen Urinauffangbeutel eingeleitet. Mögliche Komplikationen: 1. Entwicklung von (meist symptomfreien) Harnwegs­entzün­dun­gen. Maßnahmen: a) Regelmäßige Urinuntersuchungen und ggf. gezielte medikamentöse Behandlung, Ansäuerung des Urins und ausreichend Flüssigkeitsgabe; b) geschlossene Überleitung des Urins über einen Urinauffangbeutel; c) Vermeiden eines Harnrückstaus durch Abknicken des Katheters bei Sitzen oder Liegen. 2. Entwicklung von Druckstellen an den Auflagestellen des Katheters in der Harnröhre oder in der Harnblase. Diagnose: Nachweis von Blut im Urin. Ggf. endoskopische Untersuchung der Harnröhre und Harnblase (Urethrozystoskopie). Maßnahmen: Ziehen des Katheters, evtl. Legen eines suprapubisch-transkutanen Dauerkatheters. 3. Schrumpfung der Harnblase. Maßnahme: Regelmäßiges Verschließen (Blockieren) des Katheters nach ärztlicher Anweisung, um die Harnblase aufzudehnen. Suprapubischer transkutaner Dauerkatheter: Ein spezieller Katheter (Cystofix ®) wird durch die Bauchhaut knapp oberhalb des Schambeines in die Harnblase gelegt, über den der Urin ungehindert abfließen kann. Gründe: Ein suprapubischer transkutaner D. wird als Akutmaßnahme erforderlich, wenn der Harnabfluss erheblich gestört ist, ein Rückstau von Urin in die Harnleiter und Nieren besteht oder zu befürchten ist und eine Versorgung mit einem Katheter durch die Harnröhre nicht geraten erscheint, z.B. wenn eine längere Ableitungszeit zu erwarten ist oder der Zugang zur Harnblase über die Harnröhre nicht oder nur schwer möglich ist. Versorgung: Ein s. D. kann auch zur länger dauernden Urinableitung aus der Harnblase notwendig sein, wenn andere Formen der Blasenentleerung nicht (mehr) möglich sind. Der Katheter muss dann etwa alle 6 Wochen gewechselt werden. Der ablaufende Urin wird in einem  Urinauffangbeutel aufgefangen. Nachteile / Komplikationen: a) Durch die ständige Harnableitung über einen solchen D. kann es zu einer Schrumpfung der Harnblase kommen. Deshalb soll der Blasenkatheter in regelmäßigen Abständen nach ärztlicher Anweisung für einige Stunden abgestöpselt (blockiert) werden, um die Harnblase wieder aufzudehnen; b) Verstopfen der in der Harnblase liegenden Katheterspitze. Maßnahme: Freispülen des Katheters mit Kochsalzlösung (Technik: Harnblasenspülung) oder Austausch des Blasenkatheters. c) Harnblaseninfektionen, die allein durch den in der Harnblase liegenden Katheter, der als Fremdkörper entzündliche Infektionen hervorruft, entstehen. Maßnahme: Regelmäßige Harnblasenspülungen (nicht bei Reflux), Ansäuern des Urins, regelmäßige Urinuntersuchungen ggf. mit gezielter medikamentöser Behandlung nach Anfertigung eines Antibiogramms. d) Urinphlegmone: Wird Urin neben dem Katheter an seiner Durchtrittstelle durch die Bauchdecken in die Gewebeschichten der Bauchwand gepresst, z.B. bei dicken Bauchdecken oder zu langem Abstöpseln oder Verstopfen der Katheterspitze und hierdurch entstehendem hohem Druck in der Harnblase, kommt es in der Bauchwand zu einer flächenhaften bakteriellen Entzündung (Urinphlegmone). Maßnahme: Diese Komplikation erfordert eine antibiotische Behandlung sowie Entfernung des Katheters. e) Entwicklung von Harnstein am Katheter. Maßnahmen: Regelmäßiger Wechsel des D. im Wochenabstand, Aufnahme von viel Flüssigkeit (Trinken). (S)

Dauerkatheter zur Harnableitung - Arten, Indikationen

Ärztliche Begründungen

Geschützter Nachtkatheter

   
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