Niere, künstliche: maschinelle Reinigung des Blutes von harnpflichtigen SubstanzenDialyse.

Nierenabszess: eitrige Abkapselung in der Niere, z.B. durch eine bakterielle Nierenentzündung  oder  in Verbindung mit einer Nierenbeckenentzündung.

Nierenagenesie: lat. a-, ohne; grch. genesis, Werden, Entstehen. Nicht angelegte Niere oder nicht entwickelte Nieren.

Nierenaplasie: grch. plassein, formen, gestalten. Meist einseitige Fehlbildung der im Allgemeinen an typischer Stelle liegenden Niere. Die aplastische Niere ist verkleinert und zeigt keine typische Form. Die N. ist stets mit einer Fehlbildung des zugehörigen Harnleiters verbunden. Evtl. liegt auch eine Fehlbildung des Geschlechtsorganes vor. Träger einer beidseitigen N. sind nicht lebensfähig.

Nierenbecken: grch. pyelon. Trichterförmiger Teil des Nierenhohlsystems, der aus der Vereinigung der Nierenkelche hervorgeht. Nierenbecken und Nierenkelche bilden als Nierenbeckenkelchsystem (NBKS) eine funktionelle Einheit bei der Ableitung des in den Nieren gebildeten Urins. Am unteren Ende geht das Nierenbecken in den Harnleiter über, über den der Urin in die Harnblase abfließt. Darstellung: 1. Ultraschalluntersuchung, 2.  Ausscheidungsurogramm, 3. bei vesikoureteralem Reflux: Miktions-Zysto-Uro­­gramm (MCU), Computertomogramm, Kern­­­spintomogramm. Krankhafte Veränderungen: 1. Aufweitung: Nierenbeckenerweiterung als Folge einer Harntransportstörung. 2. Entzündung: Nierenbeckenentzündung.

Nierenbeckenausgussstein: Steinbildung im Nierenbecken, die dieses mehr oder weniger vollständig ausfüllt. Wichtige Ursachen:  HarntransportstörungenHarnwegsinfektionen. Therapie: 1. Zertrümmerung (Lithotripsie) des Steins; 2. abhängig von der Steingröße, Lage und Anatomie: endoskopische oder operative Entfernung  nach Freilegung (sog. „offene“ Therapie).

Nierenbeckenentzündung: Entzündung des Nierenbeckens (Pyelitis), meist in Verbindung mit Entzündung des Nierengewebes (Pyelonephritis). Die N. kann a) als akute N., b) als Urosepsis evtl. lebensbedrohlich sowie c) als chronische N. verlaufen.

Eine akute oder chronische Nierenbeckenentzündung zerstört ein Stück Niere.

Die Ursache muss immer zeitnahe abgeklärt werden. Ggf. ist das urologische Gesamtkonzept neu zu überdenken!

Ein Übergang in eine chronische N. muss möglichst vermieden werden.

Formen: 1. Akute Nierenbeckenentzündung: (vgl. auch Urosepsis) Ursachen: Rückfluss von infiziertem Harn in die Nieren (vesikorenaler Re­flux),  Harntransportstörungen, Steinbildungen (Harnstein), Fehlbildungen der Harnwege. Ein erhöhtes Risiko besteht bei Schwangeren (Schwan­gerschaft). Erreger: Escherischia coli, Proteus, Klebsiellen, Enterokokken (z.B. Enterococcus faecalis), StaphylokokkenPseudomonas. Symptome: Allgemeines (schweres) Krankheitsgefühl, hohes Fieber mit Schüttelfrost, Schmerzen im Nierenlager (die bei Lähmungen oberhalb von L1 vollständig fehlen können). Urin:  Urintrübung, (abhängig vom Erreger) übler Uringeruch, Teststreifen: Eiweiß +++, Leukozyten +++ (Blut +++), Nitrit (nur bei nitritbildenden Bakterien) +++. Mikroskopisch: starke („massenhafte“) Vermehrung weißer Blutkörperchen (Leukozyturie) und Bakterien (Bakteriurie), EiweißzylinderLeukozytenzylinder. Blut: stark erhöhte Blutsenkungsgeschwindigkeit, stark erhöhtes c-reaktives Protein. Ultraschalluntersuchung: entzündlich vergrößerte Nieren, häufig Nachweis einer Abflussbehinderung des Urins oder eines Urinaufstaus. Vorbeugende Maßnahmen: 1. Regelmäßige Urinuntersuchungen. 2. Regelmäßige aseptische Katheterentleerung. 3. Antiinfektiöse Dauerprophylaxe bei vesi­koureteralem bzw. vesikorenalem Reflux. The­rapie: Antibiotische Sofortbehandlung bis zur Nor­­ma­lisierung des CRP. Intensive Flüssigkeitsgabe. Vorgehen:  Folgen: Eine akute N. kann a) vollständig ausheilen oder b) in eine chronische Nierenbeckenentzündung übergehen (vgl. folgenden Abschnitt). c) Als abgeheilte Entzündungsherde können Narben am Nierengewebe zurückbleiben. d) Die Niere kann schrumpfen (pyelonephritische Schrumpfniere).

Harnwegsinfektion, fieberhafte

2. Chronische Nierenbeckenentzündung: über einen längeren Zeitraum bestehende, in (fieberhaften) Schüben verlaufende, oft kaum bemerkte Entzündung der Nieren. Ursachen: 1. nicht ausgeheilte akute Nierenbeckenentzündung, 2. nicht erkannte Ursachen für eine chronische Entzündung (z.B. Reflux, sonstige Formen einer Harntransportstörung). Symptome: Wechselnd starkes allgemeines Krankheitsgefühl, Müdigkeit, wiederholt auftretende Erhöhungen der Körpertemperatur, evtl. mit Fieberschüben. Diagnostik: Die Diagnose wird durch die klinischen Symptome sowie den Urinbefund gestellt und durch eine Blutuntersuchung und technische Untersuchungen bestätigt / ausgeschlossen. Folgen: Eine nicht oder nicht ausreichend behandelte chronische N. zerstört Nierengewebe, es bilden sich Narben aus, die Niere verkleinert sich (Schrumpfniere), es entstehen schwere Funktionsstörungen bis zum Nierenversagen.

Nierenbeckenerweiterung: Pyelaktasie. Angeborene oder später entstandene (erworbene) Erweiterung des/der Nierenbecken(s). N. vor der Geburt (pränatal) und bei Neugeborenen: Eine Erweiterung des Nierenbeckens von 7-15 mm wird bei fast 5 % aller Föten im 3. Drittel der Schwangerschaft und bei Neugeborenen gefunden, die sich bei weit über der Hälfte der Kinder bis ins 2. Lebensjahr durch Reifung (Maturation) spontan wieder verliert. Die im Alter zwischen 5 Tagen und 4 Wochen durchgeführten Sonographien er­wiesen sich als verlässliche diagnostische Maßnahme. Ein Durchmesser des Nierenbeckens von mehr als 10 mm hat immer, zwischen 7 und 10 mm bei 62 % der Patienten eine krankhafte Ursache [190] [102] und muss durch eine  MAG3-Clearance weiter abgeklärt werden.

Nierenbeckenkelchsystem: NBKS. Funktionseinheit der Nieren, die das Nierenbecken und die Nierenkelche umfasst.

Nierenbeckenplastik: urologisch-chirurgischer Eingriff, bei dem das erweiterte (bei Harn­stau­ungsniere) oder (durch Entzündung oder Schrumpfung) in seiner Form veränderte Nierenbecken operativ korrigiert wird (z.B. nach Anderson-Hynes). Dies kann geschehen durch eine teilweise Entfernung des Nierenbeckens (Beckenresektion) oder durch eine Verlagerung des Harnleiters.

   
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