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Definition

Fieberhafte Harnwegsinfektionen sind zu vermuten und auszuschließen

-  wenn der Urin krankhaft verändert ist

-  in Verbindung mit Fieber (38,5° und mehr)

-  mit weiteren Symptomen, wie z.B. Krankheitsgefühl / Beeinträchtigung, Erbrechen, Appetitlosigkeit.

 

Vorgehen / Maßnahmen

-  Die Behandlung von fieberhaften Harnwegsinfektionen muss, für den Fall, dass sie unerwartet zu Hause auftreten, ärztlich vorher festgelegt werden.

-  Bei Verdacht auf eine fieberhafte Harnwegsinfektion ist der behandelnde Arzt / die an der Versorgung beteiligte Ambulanz stets zu benachrichtigen. Es besteht der Verdacht auf eine infektiöse Mitbeteiligung der Nieren (Pyelonephritis).

-  Die Ursache muss immer abgeklärt werden.

-  Der urologische Behandlungsplan ist so zu verändern, dass fieberhafte Harnwegsinfektionen auf jeden Fall vermieden werden.

 

Empfehlungen

Bevor ein antibiotisches Medikament gegeben wird,

-  muss der Urin durch einen Katheter aus der Harnblase entnommen werden.

-  Dieser Urin muss sofort zum Arzt zur Anfertigung eines Antibiogramms (= Prüfung der Empfindlichkeit der Erreger gegenüber) und zur mikroskopischen Urinuntersuchung gebracht werden.

-  Erst dann darf eine Behandlung mit einem Breitspektrum-Antibiotikum (*1) in therapeutischer Dosierung (*2) erfolgen, ohne den Erreger und seine Eigenschaften zu kennen (sog. Blindbehandlung").

-  Baldmöglichst muss eine Ultraschalluntersuchung der Harnwege erfolgen, um eine Harnstauung auszuschließen.

-  Gleichzeitig soll möglichst viel Flüssigkeit gegeben werden. Bei schwieriger Flüssigkeitsaufnahme muss die Flüssigkeitsgabe über eine Vene (Infusion) erfolgen.

-  Häufigere Katheterentleerungen sind erforderlich. Bei Verdacht auf eine Nierenbeckenentzündung

(Pyelonephritis) kann es sinnvoll sein, vorübergehend einen Verweilkatheter (*3) zu legen.

-  Baldmöglichst sollte eine Blutuntersuchung erfolgen, bei der Procalcitonin, CRP, die Blutsenkungsgeschwindigkeit (BSG) und die Nierenwerte (*4) bestimmt werden. Die Blutentnahme sollte möglichst (nur) an sensibel gestörten Hautzonen erfolgen (vgl. Sensibilitätsschema)!

-  Sofort nach Vorliegen des Antibiogramms ist eine gezielte Weiterbehandlung mit dem ermittelten

sensiblen Antibiotikum über mindestens 7 – 14 Tage erforderlich.

-  Blutuntersuchungen sollten wiederholt werden, (insbesondere) wenn klinisch keine wesentliche Besserung eintritt.

-  Nach Abklingen der Infektion müssen die möglichen Ursachen, z.B. Veränderungen der Harnblase, Urinrückfluss in die Harnleiter und Nieren (Reflux), Urinstauungen (Harntransportstörung), abgeklärt werden. Hierzu gehört auch eine urodynamische Untersuchung.

 

Eine stationäre Behandlung

zur umfassenden Abklärung der Ursachen ist erforderlich

-  bei hohem Fieber und schlechtem Gesundheitszustand

-  bei einer fieberhaften Harnwegsinfektion in Verbindung mit einer deutlichen Harnabflussstörung, um eine Blutvergiftung (Sepsis) rechtzeitig zu erkennen und zu behandeln.

 

(*1) Breitspektrum-Antibiotikum (auch: Breitbandantibiotikum): Medikament, mit dem gleichzeitig mehrere (z.B. bakterielle) Erreger behandelt werden können.

(*2) therapeutische Dosis (t.D.): Höhe einer Dosis, die erforderlich ist, um eine therapeutische Wirkung zu erreichen; u.a. abzugrenzen ist die t.D. gegen eine vorbeugende (prophylaktische) Dosis, mit der vermieden werden soll, dass eine Krankheit entsteht.

(*3) Verweilkatheter: Normaler, nicht beschichteter, latexfreier, zur Harnblasenentleerung benutzter Katheter, der in die Harnblase eingeführt und hier belassen wird, um den Urin ständig abzuleiten. Der Katheter wird am Penis bzw. den äußeren Schamlippen befestigt. Der abfließende Urin wird in einer Windel oder einem Auffangbeutel aufgefangen. Der Katheter ist mindestens 1x täglich zu wechseln.

(*4) Nierenwerte: Blutbestandteile, die Hinweise auf die Funktion der Niere geben. Hierzu gehören (auch bei entzündlichen Erkrankungen) z.B. Kreatinin, Harnstoff, Cystatin C, Natrium, Kalium, Calcium, Eiweiß- Elektrophorese, Blutbild.

 

Letzte Bearbeitung 16.04.2014

   
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