Pubertas präcox: abnorme vorzeitige Geschlechtsreife mit Entwicklung von Geschlechtsmerkmalen, bei Mädchen vor dem vollendeten 8. Lebensjahr, bei Jungen vor dem vollendeten 9. Lebensjahr. Vgl. frühnormale PubertätGeschlechtsentwicklung. Bei Patienten mit Spina bifida und Hydrozephalus wird gehäuft eine Pubertas präcox beobachtet. Durch eine P.p. kommt es zu einem vorzeitigen Ende des Längenwachstums, was (nur) bei nachgewiesenem Mangel mit Wachstumshormon behandelt werden kann. Die rechtzeitige Diagnose (vgl. Überwachung des Längenwachstums) ermöglicht eine frühe Behandlung. Mögliche Ursachen: Vermutet wird eine Störung im Bereich des Zwischenhirns, die bisher nicht genau bekannt ist. Maßnahmen: Die Planung und Durchführung von Diagnostik und Therapie gehört in die Hand einer spezialisierten Einrichtung. Diagnostik: a) Kernspintomographische Untersuchung des Gehirns zum Ausschluss von Veränderungen (z.B. einer Zystenbildung), ggf. mit Dünnschichtdarstellung der Hypophysenregion. b) Hormonstatus: LH-RH-Test, IgF 1, IgF BP3 (oft unterhalb der Norm, ohne dass ein krankhafter Zustand vorliegt). c) Insulin-Hypoglykämie-Test, dessen Ergeb­nis wegen nicht ausreichend standardisierter Messbedingungen oft nur eingeschränkt beurteilt werden kann. d) Röntgenaufnahme der (ganzen) linken Hand zur Bestimmung des Knochenalters: mäßige Retardierung des Knochenalters (nicht selten, jedoch nur zusammen mit dem Wachstums­verlauf zu interpretieren). e) Bei Mädchen: Sono­graphische Untersuchung der Größe der Gebärmutter und der Eierstöcke. f) Bei Knaben: Hodengröße (Angaben in ml). Therapie: Nur bei eindeutigem Nachweis einer P.p.: Unterdrückung der hormonellen Regelkreise, die der Pubertät zugrunde liegen, mit Leuprorelinacetat (Enanthone ®) [31][32] unter sorgfältiger Abwägung der möglichen positiven Wirkungen (Auswirkungen auf die Körperlänge, verzögertes Einsetzen der Regelblutung, u.a.) und der Nebenwirkungen (z.B. Zunahme von Fehlstellungen).

Pubertas tarda: unvollständige oder späte (verspätet einsetzende) Pubertät. Das Auftreten von Pubertätsmerkmalen mit einer Verspätung von 2-3 Jahren bei beiden Geschlechtern, d.h. bei Mädchen mit 13,5 Jahren, bei Jungen mit 14,5 [200] Jahren (u.a. abhängig von ethnischer Zugehörigkeit). Diagnostik: Orientierende Untersuchung: Bestimmung der Sexualhormone Testosteron (bei Jungen) und Östradiol (bei Mädchen), die bei allen Formen der P.t. erniedrigt sind. Zur Klärung der Ursache: bei Störungen im Bereich der Geschlechtsorgane (Gonaden) sind die Gonadotropine erhöht. Eine Störung im Bereich der Zwischenhirndrüse (Hypophyse) ist an einer fehlenden Reaktion beim GnRG-Test erkennbar. Kommt es bei dem Test zum Anstieg der Gonadotropine, muss als Ursache der P.t. eine Veränderung im Gehirn (z.B. Zyste, Tumor) durch eine kernspintomographische Untersuchung ausgeschlossen werden. Therapie: Bei Jungen wird ab dem 13. Lebensjahr Testosteron als Depotpräparat verabreicht. Mädchen erhalten ab dem 12. Lebensjahr zunächst niedrig dosiertes Östrogen, später Östrogen und Gestagen, um einen hormonellen weiblichen Zyklus nachzuahmen.

Vorzeitige / verspätete Pubertät

Punktion: Einführen einer Nadel (Punktionskanüle) in einen Hohlraum des Körpers. Beispiele: a) P. einer Vene, um Blut zu entnehmen oder um ein Medikament oder ein Kontrastmittel einzuspritzen. b) P. des Rückenmarkskanals (meist als Lumbalpunktion), um hier Hirnwasser zu ent­nehmen oder Medikamente einzubringen. c) In das Kniegelenk (Kniegelenkspunktion) zum Entfernen eines Ergusses im Gelenk oder um ein Medikament hineinzugeben. d) Harnblasenpunktion: Entnehmen von Urin aus der Harnblase durch einen Einstich durch die Haut in die Harnblase oberhalb des Schambeines (suprapubische Harn­­blasenpunktion), u.a.

Purgativum: Abführmittel.

purulent: lat. pus, Eiter; eitrig; z.B. ein purulenter Kniegelenkserguss, d.h. eine eitrige Flüssigkeitsansammlung im Kniegelenk.

PVA: Abk. für Polyvinylalkohol. Werkstoff zur Herstellung z.B. einer Art von Analtampons.  

Pyelektasie: Erweiterung (Aufweitung) des Nierenbeckens.

Pyelitis: Entzündung des Nierenbeckens, die meist auf das Nierengewebe (Nierenparenchym) übergreift und dann Nierenbeckenentzündung (Pyelonephritis) genannt wird.

Pyelogramm: röntgenologische Darstellung des/der Nierenbecken(s) mit Unterstützung eines Kontrastmittels, das in eine Vene eingespritzt wird (vgl. i.v.- Urogramm).

Pyelokalikoektasie: in der Regel krankhafte, aber auch als normale Variation nachweisbare Erweiterung (Ektasie) des Nierenbeckens (Pyelon) und eines Nierenkelches (Calix) bzw. der Nierenkelche (Calices). Der Nachweis erfolgt sonographisch.

Pyelon: grch. (Nieren-)Becken; z.B. Pyelonephritis, die Entzündung des Nierenbeckens (und des Nierengewebes).

C: die sonographische Darstellung des Nierenbeckens.

Pyelonephritis: Entzündung des Nierenbeckens und der Nieren (Nierenbeckenentzündung). Diagnose: [nach 120]: 1. Fieber: >38,5°; bei Neugeborenen und jungen Säuglingen kann Fieber auch bei Urosepsis fehlen. 2. à C-reaktives Protein (CRP): > 20 mg/l, bei nie­dri­ge­ren Werten ist eine P. unwahrscheinlich. 3. Pro­calcitonin: > 0,5 ng/l. 4. Erhöhung der weißen Blut­­körperchen im Blut (Leukozytose) mit Linksverschiebung. 5. Leukozytenzylinder sind beweisend für eine P. 6. Vergrößerung der Nieren im Ultraschall von > 2 Standardabweichungen. 7. Veränderungen der Nierendurchblutung (Perfu­si­on) bei der DMSA-Szintigraphie gelten als si­che­rer Hinweis auf eine P. (diese Untersuchung wird jedoch nur bei besonderen Fragestellungen ausgeführt.

Pyelonephritis im frühen Säuglingsalter: Therapieempfehlung: vgl. Tabelle [120].
Initiale Therapie Applikation

Gesamte

Therapie-Dauer

 

Ceftazidim + Ampicillin1

oder

Aminoglykosid + Ampicillin1

mindestens 3-7 Tage parenteral, dann ggfs. orale Therapie2 mindestens  10 -14 Tage
Erläuterung zur Tabelle: 1nach Erhalt der Resistenztestung ggfs. Umstellung der Therapie, 2 Umstellung auf orale Therapie nach Resistogramm, z.B. auf Oralcephalosporin.

Pyurie: Beimischung von Eiter zum Harn. Ursache: Eitrige Harnblasenentzündung (Zystopyelitis) oder Nierenbeckenentzündung (Pye­lo­­nephritis). Diagnose: Der Urin ist trübe und schlei­mig und hat einen auffallenden Geruch. Auf dem Teststreifen zeigt sich eine starke Vermehrung von Eiweiß, Leukozyten, oft auch von Blut. Mikroskopisch lassen sich sehr viele ("massenhaft") weiße Blutkörperchen (Leukozyten) nachweisen.

   
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