Harnleiterstenose: Ureterstenose. Harnleiterverengung.

Harnleiterstriktur: krankhafte Verengung des Harnleiters durch Narben. Mögliche Gründe: Verletzung des Harnleiters nach Operationen, Entzündungen, selten auch durch Katheterentleerung u.a.

Harnleiterverengung: Ureterstenose. Einengung der natürlichen Weite der Harnleiter. Mögliche Ursachen: 1. Angeboren: subpelvine Ureterstenose, auch Ureterabgangsstenose: Verengung (Stenose) des Harnleiters (Ureter) meist am Übergang des Nierenbeckens (Pelvis) in den Harnleiter. 2. Später entstanden („erworbene“ H.): a) durch chronische Harnblasenentzündungen an der Einmündung des Harnleiters in die Harnblase; b) durch einen Harnleiterstein, der den Harnleiter weitgehend oder unvollständig verlegen kann; c) nach Anlegen einer künstlichen Harnableitung, z.B. eines Konduits oder eines Pouch durch eine plötzliche Druckentlastung des Harnleiters nach Anlegen der künstlichen Harnableitung. Folgezustände: Rückstau des Urins oberhalb der Enge mit möglicher Schädigung des Harnleiters und der Nieren durch Druck und Infektion. Symptome: Akute Stauung: Schmerzen im Bereich der Nieren, Urininfektion. Chronische Stauung: meist besteht eine chronische Harn­wegsinfektion. Schmerzen können fehlen, weshalb eine Stauung oft unbemerkt besteht. Diagnose: a) regelmäßige Urinuntersuchungen, b) regelmäßige Ultraschallkontrolle des Harnabflusses mit leerer und gefüllter Harnblase. Erweiterte Diagnostik: Ausscheidungsurogramm, Reflux­zystogramm. Therapie: Akut: Harnableitung über einen Dauerkatheter, bei stärkerer Nierenstauung auch Legen einer Katheterableitung durch die Nieren (Nephrostomie), Bekämpfung der Harnwegsinfektion. Baldmöglichst Beseitigung der Ursachen (z.B. Entfernung eines Steines, z.B. plastisch-operative Erweiterung der Verengung).

Harnmenge: die Flüssigkeitsmenge, die als Urin ausgeschieden wird. Zur Orientierung: Die H. entspricht etwa ¾ der Trinkmenge. Die voraussichtliche H. ist zur Regulierung der Harninkontinenz von Bedeutung. Veränderungen der Harnmenge: 1. Verminderung der H.: a) durch verstärkten Flüssigkeitsverlust bei verstärktem Schwitzen, bei erhöhter körperlicher Aktivität, bei Fieber, bei hoher Außentemperatur; b) bei vermehrter Salzaufnahme wird mehr Wasser im Blut gebunden; c) am 1. und 2. Lebenstag kann (physiologisch) die Urinausscheidung ganz ausbleiben. 2. Vermehrte H.: Zu einer vorübergehenden vermehrten Harnbildung kommt es a) bei vermehrter Flüssigkeitsaufnahme, b) bei salzarmer Kost, c) bei Einnahme wassertreibender Medikamente oder Tees, d) bei Nachlassen der Wirkung von Medikamenten, die die Harnbildung einschränken (Desmopressin).

Durchschnittliche Harnmenge in 24 Stunden [65] [66]

Alter                                      Harnmenge

1 – 2 Tage                             30 – 60 ml

3 – 10 Tage                           100 – 300 ml

10 Tage – 2 Monate                250 – 450 ml

2 Monate – 1 Jahr                  400 – 500 ml

1 – 3 Jahre                           500 – 600 ml

3 – 5 Jahre                           600 – 700 ml

6 – 8 Jahre                           650 – 1000 ml

8 – 14 Jahre                         800 – 1400 ml

über 14 Jahre                       1000 – 1600 ml

 

Harnorgane: alle Organe, die an der Bildung und Ausscheidung von Harn beteiligt sind. Zu den H. gehören 1. die Nieren, die den Harn bereiten, 2. das Nierenbecken, in dem der Harn gesammelt wird, 3. die Harnleiter, über die der Urin in die Harnblase geleitet wird, 4. die Harnblase, in der der Harn gesammelt und gespeichert werden kann, und schließlich 5. die Harnröhre als Verbindung zwischen Harnblase und Harnröhrenöffnung, über die der Harn aus der Harnblase nach außen geleitet wird.

harnpflichtige Substanzen (Stoffe): Bestandteile des Blutes, die nur durch die Nieren ausgeschieden werden können. Dies sind vor allem körpereigene Abbaustoffe, die beim Stoffwechsel entstehen: Harnstoff, Kreati­nin, Harnsäure; h.S. lösen sich im Urin und sind hier nachzuweisen (Harnbestandteile). Bei eingeschränkter Nierenfunktion (Niereninsuffizienz) sind die h.S. im Blut erhöht nachzuweisen. Vgl. Urämie.

Harnretention: Harnblasen­sphinkter­prothese.

Harnröhre: Urethra. Röhrenförmiges Organ zwischen Harnblase und äußerer Harnröhrenöffnung. Über die H. wird der Harn aus der Harnblase nach außen abgeleitet. Die H. ist mit einer feuchten, leicht verletzlichen Zellschicht ausgekleidet. Der Verschluss der H. erfolgt im unteren Bereich der Harnblase durch den (unwillkürlich tätigen) Harnblasen-Verschlussmuskel (M. sphincter vesicae) und im Bereich des Beckenbodens durch den willkürlich zu beeinflussenden äußeren Harnblasen-Verschlussmuskel (M. sphinc­ter urethrae). Über den möglichen künstlichen Verschluss der H.: Harnblasen­sphinkter­prothese. Die normalerweise ausgeprägte Schmerz­empfindung der H. ist bei Spina bifida-Betroffenen meist aufgehoben, sodass eine schmerzfreie Katheterentleerung möglich ist. Die männliche Harn­röhre (Urethra masculina) beginnt am Boden der Harnblase in der Harnblasenwand, verläuft im Bereich des Beckenbodens und am unten gelegenen Teil des Penis sowie in der Eichel, an deren Spitze die äußere Öffnung liegt. In ihrem Verlauf bestehen drei natürliche Harnröhrenengen, die eine Katheterentleerung erschweren oder unmöglich machen können. Veränderungen: Harnröhrenentzündung (Urethritis), Harnröhrenverletzung, abnorme Verengung der äußeren Harnröhrenöffnung nach einer Vorhautentfernung. Hinweise zur Katheterentleerung: a) Die Wahl der Katheterlänge richtet sich nach der Länge der Harnröhre. b) Zieht man den Penis in Richtung Bauchnabel (nach oben), bildet die Harnröhre in ihrem Verlauf einen Bogen; so lässt sich ein Katheter am leichtesten durch die Harnröhre in die Harnblase vorschieben. Vgl. auch Anhang: Katheterentleerung bei Knaben. c) Um Verletzungen der männlichen H. zu vermeiden, wird vor der Katheterentleerung ein steriles Gleitmittel in die Harnröhre gegeben. Die weibliche Harnröhre (Urethra feminina) hat eine Länge von 2 bis 5 cm. Sie beginnt am Boden der Harnblase in der Harnblasenwand und endet mit ihrer äußeren Öffnung oberhalb des Scheideneinganges. Durch die Kürze der weiblichen H. erreichen krankhafte Erreger relativ leicht die Harnblase (sog. aufsteigende Infektion; vgl. Harnwegs­infektionen), was die Notwendigkeit einer sorgfältigen Hautpflege und die Reinigung der äußeren Harnröhrenöffnung mit einem geeigneten Desinfektionsmittel vor einer Katheterentleerung sowie die Verwendung eines sterilen Gleitmittels unterstreicht. 

 

   
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