Harnblasendruckmessung: Blasendruckmessung.
Harnblasenempyem: Eiteransammlung in der Harnblase, Harnblasenentzündung.
Harnblasenentleerung: jede Form der aktiven und passiv unterstützten Entleerung der Harnblase. Physiologische (normale) H.: Die H. erfolgt 1. beim Säugling und Kleinkind ohne willentliche Beeinflussung durch Zusammenziehen des Blasenhohlmuskels und gleichzeitiger Öffnung der beiden Muskeln, die die Harnblase verschließen (Musculus vesicae sphincter internus und Musculus sphincter externus). Die Auslösung der Entleerung erfolgt durch den Füllungszustand der Harnblase. 2. beim Kind und Erwachsenen nach Erwerb der Harnblasenkontrolle: die Füllung der Harnblase wird (im Blasenzentrum des Gehirns) wahrgenommen. Die Entleerung wird eingeleitet durch a) willkürliches Lockern des äußeren Blasenschließmuskels (des Musculus sphincter vesicae externus), b) gleichzeitig zieht sich der Blasenhohlmuskel zusammen und es öffnet sich c) der innere Blasenschließmuskel (Musculus sphincter vesicae internus). Die Entleerung wird meist durch leichtes Pressen unterstützt. Der Urin entleert sich bis auf einen geringen Rest (physiologische Restharnmenge). Gestörte H.: Bei lähmungsbedingter Störung der Harnblasenfunktion wird a) der Füllungszustand nicht wahrgenommen, b) die Entleerung beginnt ohne willentliche Beeinflussung, wenn der Druck in der Harnblase die Kraft des Blasenverschlusses übersteigt, c) häufig reicht die Kraft des Blasenhohlmuskels nicht aus, um die Harnblase ausreichend zu entleeren. Es verbleibt eine krankhafte Restharnmenge in der Harnblase. Zur Unterstützung der möglichst vollständigen H. sind dann besondere Techniken (vgl. Harnblase, Entleerungstechniken) erforderlich. Harnblasenentleerung, Häufigkeit: Die Häufigkeit der H. (vgl. Übersicht) ist abhängig a) vom altersabhängigen Fassungsvermögen (Blasenkapazität) der Harnblase (Normalwerte: vgl. Harnblasengröße), b) der aufgenommenen Flüssigkeitsmenge und c) von der Funktion der Harnblasenschließmuskel. Harnblasenentleerung mit medikamentöser Unterstützung: Alpha-Rezeptorenblocker, Botulinumtoxin. Vgl. auch: Unterstützung der Blasenentleerung durch Aufrichtung, Stehen und Gehen. Vgl. Harnblase, Entleerungstechniken. Harnblasenentleerung und Sozialrecht: Bei neurologischen Störungen der Harnblasenfunktion, z.B. bei einer übererregbaren (hypertonen) Harnblase und einer Schwächung der Harnblasenschließmuskel, ist eine wesentlich häufigere („altersunübliche“) Harnentleerung zu erwarten. Dies begründet a) eine Verordnung von Windeln auch vor dem 2. Lebensjahr, b) ggf. einen Mehrbedarf an Windeln.
Harnblasenentleerungstechniken: Harnblase, Entleerungstechniken.
Harnblasenentspannung: Verminderung bzw. Aufhebung einer abnorm / krankhaft erhöhten Grundspannung (Hypertonus) des Harnblasen(hohl)muskels (Harnblasenlähmung: Hypertone Harnblase). Möglichkeiten der H.: 1. Medikamentös durch Antimuscarinica oder Botulinumtoxin. 2. Operativ durch eine Harnblasenaugmentation.
Harnblasenentleerung, Häufigkeit/Tag [65]
Alter Anzahl
Bis Ende des 2. Lebensmonats 20 – 30 x und mehr 3. – 6. Monat etwa 20 x 7 Monate bis 1 Jahr etwa 16 x 2 Jahre 6 – 8 x 3 – 4 Jahre 4 – 6 x
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Harnblasenentzündung: Cystitis, Zystitis. Bakterielle Entzündung der Harnblase. In der Regel beschränkt sich die Entzündung auf die Blasenschleimhaut, kann aber auch tiefere Schichten der Harnblasenwand erfassen (s.u.). Formen: 1. Entzündung der Harnblasenschleimhaut (Zystitis) bei Harnwegsinfektionen: Symptome: a) Häufigeres Wasserlassen (auffällige Verstärkung der Inkontinenz), b) erschwertes Wasserlassen durch entzündlich bedingtes Anschwellen der Blasenschleimhaut, c) schmerzhafter Harndrang (Strangurie), der bei Blasenlähmungen oft fehlt, d) bei schwereren Formen einer H. tritt Fieber auf, e) Ausscheidung von weißen Blutkörperchen im Urin, die mit Teststreifen oder mikroskopisch nachzuweisen sind, f) eine mit Teststreifen nachzuweisende vermehrte Eiweißausscheidung, g) Vermehrung von Bakterien mit einer Keimzahl von mehr als 100.000, was mit vorgefertigten Nährböden orientierend nachzuweisen ist. 2. Blutige H. (hämorrhagische Zystitis): Symptome: Bei einer schweren Entzündung der Harnblasenschleimhaut treten die o.g Symptome verstärkt auf, zusätzlich sind rote Blutkörperchen aus der Harnblasenschleimhaut mit Teststreifen oder mikroskopisch nachzuweisen. Das C-reaktive Protein (CRP) im Blut ist erhöht. Therapie: Antibiotika nach Bestimmung des Erregers mindestens bis zur Normalisierung des Urinbefundes und des CRP. 3. Blasenwandentzündung (interstitielle Zystitis): Die Entzündung der Harnblase geht über die Schleimhaut hinaus und erfasst auch die Muskelschichten der Harnblase. Symptome: Lang anhaltende Entzündung mit den o.g klinischen Symptomen und Erhöhung des CRP. Therapie: Antibiotische Therapie mindestens bis zur Normalisierung des CRP. 4. Eiteransammlung in der Harnblase (eitrige Harnblasenentzündung, Harnblasenempyem). Mögliche Ursachen: Harnblasenentzündung bei erheblicher Abflussbehinderung, z.B. bei Steinbildung oder bei funktionsloser Harnblase, die z.B. bei einer künstlichen Harnableitung über einen Konduit nicht entfernt wurde. Symptome: a) Schmerzen (die bei gelähmten Harnblasen oft fehlen), b) Fieber, c) geruchsintensive Absonderung von eitrig veränderter Flüssigkeit, d) veränderte Blutwerte: Erhöhung des CRP, erhöhte Leukozytenzahl (Leukozytose), erhöhte Blutsenkungsgeschwindigkeit. Therapie: a) Entleeren des Eiters, b) Beseitigung der auslösenden Ursache, c) antibiotische Therapie mindestens für die Dauer von 3-5 Tagen mit einem (oralen) Cephalosporin oder Ampicillin/Clavulansäure. Die Gabe von z.B. Ciprofloxacin sollte nur bei Nachweis von Pseudomonas aeruginosa oder multiresistente gramnegative Keime erwogen werden.
Auswahl geeigneter Medikamente zur Therapie der Zystitis Oral-Cephalosporin: z.B.Ceftibuten, 9 mg/KG in 1 Einzeldosis (ED)Cefpodoximproxetil , 8(-10) mg/KG in 2 EDCefixim, 8(-12) mg/kgKG in 1-2 ED
Trimethoprim oder Trimethoprim /Sulfamethoxazol, 5-6 mg/kgKG (TMP-Anteil) in 2 ED
Amoxicillin/Clavulansäure, 37,5(-75) mg/kgKG(Amoxicillin-Anteil) in 3 ED
Nitrofurantoin, 3-5 mg/kgKG in 2 ED
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