Wunddehiszenz: Klaffen von Wundrändern bzw. Aufbrechen einer bereits geschlossenen Wunde. Zeichen einer Wundheilungsstörung.

Wunddesinfektion: Reinigung einer verschmutzten, infizierten Wunde. Druckstelle.

Wunde: Zerstörung von Körpergewebe mit und ohne Substanzverlust. Formen: 1. Nach der Entstehung / Verursachung: a) Mechanisch entstandene W.: Schürf-, Kratz-, Biss-, Platz-, Schnitt-, Quetsch-, Stichwunden. Vgl. auch Dekubitus, Entstehung durch Druck und Scherkräfte. b) Durch Kälte (Erfrierung) und Hitze (Verbrennung) entstandene Wunden. 2. Nach dem Umfang der Gewebsschädigung/-heilung: Vgl. Übersicht. Nach der Art der Schädigung richtet sich die Art der Wundversorgung. Bei allen Wunden an Tetanusschutz denken.

Wunden, nach Ausmaß der Gewebsschädigung bzw. Heilungsstadium

1 nekrotisch: abgestorbenes, zerfallenes Gewebe

2 nekrotisch und fibrinös: zerfallenes Gewebe mit aufgelagerten Gerinnungsstoffen

3 nekrotisch, fibrinös und granulierend: 1 + 2 mit beginnender Neubildung von Gewebe (Granulationsgewebe)

4 fibrinös: Auflagerung von Gerinnungsstoff (Fibrin)

5 fibrinös und granulierend: 4 + Neubildung von Gewebe (Granulationsgewebe)

6 granulierend: Neubildung von Gewebe (Granulationsgewebe)

7 granulierend und epithelisierend: 6 + Bildung von Deckgewebe (Epithel)

8 epithelisierend: Bildung von Deckgewebe (Epithel)

Wundheilung: physiologischer Vorgang, bei dem eine Verletzung der Haut oder eines Organes wieder in seinen ursprünglichen Zustand versetzt wird. Formen: Primäre Wundheilung: W. durch Verkleben der Wundränder und Ausfüllen des Defektes mit Bindegewebe (Narbe). Sekundäre Wundheilung: Verzögerte W. bei infizierten oder großen Wunden. Wundversorgung.

Ablauf der Wundheilung (von der frischen Verletzung bis zur Narbenbildung)

Phase 1 (frühe exsudative Phase): Dauer: einige Stunden. Blutstillung, Bildung eines Blutgerinnsels, Verkleben der

            Wundränder, Krustenbildung durch Gerinnungsstoffe (Fibrin).

Phase 2 (späte resorptive Entzündungsphase): Dauer: 1. - 10. Tag. Wundreinigung durch Körperzellen (Granulozyten,

            Monozyten u.a.). Physiologische Schwellung und Rötung des Wundbereiches.

Phase 3 (proliferative Phase): Dauer: 3. - 24. Tag. Neubildung von Gewebe. Einsprossen von gefäßreichem

            Granulationsgewebe, Bildung einer Deckschicht (Epithel), die entweder aus dem ursprünglich verletzten

            Gewebe oder aus Narbengewebe besteht. Gebildete Krusten fallen spontan ab.

Phase 4 (reparative Phase): Dauer: 24.Tag - 1 Jahr. Zusammenziehen der Wunde und Ausbildung einer Narbe.

Wundheilungsstörung: außergewöhnliche Verzögerung einer Wundheilung. Mögliche Ursachen: 1. Infektion der Wunde. 2. Aus­ein­an­der­weichen (Dehiszenz) von chirurgischen Nähten. 3. Verbliebene Fremdkörper (z.B. Fäden in Operationsnarben) in einer Wunde. 4. Bei  Durchblutungsstörungen.

Wundinfektion: eindringen von Bakterien in eine offene Wunde. Vermeidung:  Wunddesinfektion. Behandlung: Z.B. dünnes Auftragen einer antibiotischen Creme mit breitem Wirkungsspektrum (z.B. Gentamycin). Steriler Wundverband.

Wundsekret: wässrige Absonderungen, welche in Folge einer Verletzung aus einer Wunde austreten. Das W. wird vor allem aus den Zellzwischenräumen abgesondert. Die Zusammensetzung kann unterschiedlich sein. Meist enthält es Beimengungen von Bluteiweiß, gelegentlich Spuren von Blut und im Falle einer Infektion Bakterien und Eiter. Ist der Abfluss des W. behindert, kann es insbesondere im Falle einer Infektion zur Bildung eines Abszesses kommen. Bei Sekretabsonderungen über Narben eines Shunts kann es sich (auch) um Austreten von Liquor handeln. Zur Unterscheidung von W. und Liquor vgl. Liquordiagnostik.

Wundverband: Schutz einer Wunde vor Verunreinigung, Schlag, Stoß usw., zur Stillung einer Blutung. Offene Wunden werden steril verbunden. Wundversorgung.

Wundversorgung: Versorgung von Defekten der Haut oder an Organen mit dem Ziel, eine Wundinfektion zu vermeiden und die ursprünglichen anatomischen Verhältnisse wieder herzustellen. Chirurgische W.: Saubere Wunden können innerhalb von 8 Stunden durch Naht verschlossen werden. Ältere oder verun­rei­nigte Wunden müssen zunächst von Keimen, Krus­ten und abgestorbenen Gewebsresten gereinigt (Debridement) und desinfiziert werden. Die gereinigte Wunde wird nur mit einer sterilen feuchten Kompresse bedeckt, bis eine Neubildung von Gewebe (Granulation) erkennbar ist. Dann erst kann sie mit einem Verband versorgt werden. Nässende / feuchte Wunden infizieren sich leicht und sind deshalb a) trockenzulegen (Hydrokolloide) und b) mit einem  Antiseptikum (z.B. Lavasept ®) zu desinfizieren. Schwer heilende Wunden: Druckentlastung, Desinfektion, Granulationsförderung. Vgl. Blutung, Verband.

Wurmfortsatz: Appendix. Darmteil am unteren Teil des Blinddarmes. Besondere Bedeutung bei Spina bifida: Der Wurmfortsatz wird (ggf. zusammen mit dem  Blinddarm) verwendet 1. zur Bildung einer „trockenen Harnableitung“ (MAINZ-Pouch), wobei der geöffnete W. als Eingang des Pouch in den Nabel eingesetzt wird; 2. als Verbindung zwischen Harnblase und Haut (Appendikovesikostomie) zur re­gel­mäßigen Katheterentleerung der Harnblase;  Darm, über den eine Darmspülung möglich ist (Malone-Technik).

   
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