Allgemeinzustand: Abk.: AZ. Orientierende Beurteilung und Beschreibung der allgemeinen körperlichen Verfassung, die bei einem  Patienten vorliegt oder nach Einschätzung des Untersuchers vorzuliegen scheint. Die Beschreibung erfolgt mit allgemeinen Begriffen wie: gut, befriedigend, ausreichend, unzureichend usw. Berücksichtigt werden in der Regel: der Allgemeinzustand kann sein: gut, befriedigend, schlecht, der Krankheitszustand: unbeein­trächtigt, beein­trächtigt, erheblich beeinträchtigt, krank wirkend, der Ernährungszustand (Abk.: EZ): reduziert, d.h. abgemagert, gut, übergewichtig, der Gemütszustand: niedergeschlagen, überaktiv usw., der Wachheitszustand: wach, lebendig, munter, benommen, kaum ansprechbar usw. und die Hautfarbe: frisch, blass, gelblich, grau usw.

Allo-: grch. Wortbestandteil mit der Bedeutung verschieden, andersartig (beschaffen), abweichend; z.B. Alloplastik: die Verwendung von körperfremdem Material (Kunststoffe) um Hautdefekte (plastisch) zu decken. Allozephalie: abweichende Schädelform, z.B. zu kleiner (Mikrozephalus) oder zu großer (Makrozephalus) Schädel.

alpha-, α-: grch. erster Buchstabe des griechischen Alphabets; Bestandteil verschiedener Wortbildungen, z.B. Alpha-Blocker, Alpha-Rezeptoren

Alpha-Blocker: Medikamente, die Alpha-Rezeptoren blockieren.

Alpha-Rezeptoren: Nervenendigungen des sympathischen Nervensystems, die (u.a.) bei der Steuerung des Kreislaufes und des Harnblasenverschlusses von Bedeutung sind. Formen: 1. Alpha-1A-Rezeptoren sind verdichtet im Bereich der unteren Harnblase (Blasenhals) nachzuweisen. Sie tragen zum (auch zum krankhaft hohen) Verschluss der Harnblase bei [129]. 2. Alpha-1B-Rezeptoren finden sich entlang aller Blutgefäße und sind maßgeblich an der Regulierung von Kreislauffunktionen (z.B. des Blutdrucks) beteiligt. Durch Medikamente (Alpha-Rezep­toren­blocker) lässt sich die Aktivität der A. vermindern oder blockieren.

Alpha-Rezeptorenblocker: Medikamente, die in der Lage sind, die Aktivität von Alpha-Rezeptoren, die (u.a.) beim Verschluss der Harnblase von Bedeutung sind, zu vermindern oder zu blockieren. Anwendungen: Bei krankhaft erhöhtem Verschluss der Harnblase: Wirkstoffe in A. sind 1. Alpha-1A-Rezeptoren-blocker: z.B. Doxa­zosinmesilat (Diblocin ®), Terazosin (Flotrin ®, Heitrin Ò), Tamsulosin (Alna ®, Ocas ®, Omnic ®) blockieren ausschließlich (selektiv) die Alpha-1A-Rezeptoren der unteren Harnblase, wodurch der Entleerungsdruck der Harnblase vermindert wird und die krankhaften Folgen einer Erhöhung des Entleerungsdruckes (Harnstauung, krankhafte Rest­harnbildung usw.) günstig beeinflusst werden. Das Medikament kann auch in Kombination mit anderen Methoden zur Harnblasenentleerung angewendet werden, z.B. tags Katheterentleerung, nachts Medikament. 2. Alpha-1A- und 1B-Rezeptoren-blocker, z.B. Phenoxybenzamin (Dibenzyran ®). Durch die Blockierung der beiden Alpha-Rezeptoren sind die Kreislaufnebenwirkungen wesentlich höher, was die Anwendung vor allem im Kindesalter erschwert. Keines der Medikamente ist auf seine Wirksamkeit im Kindesalter untersucht oder zugelassen. Wirkungsnachweis: Der Nachweis einer ausreichenden Senkung des Entleerungsdruckes der Harnblase erfolgt durch eine Blasendruckmessung. Nebenwirkungen: 1. Blutdrucksenkende Wirkung vor allem des Phenoxybenzamin. Hierdurch kann bei Kindern mit niedrigem Blutdruck in Verbindung mit einer An­triebsschwäche eine verstärkte Müdigkeit und Konzentrationsschwäche auftreten, was zum Absetzen des Medikamentes zwingen kann. 2. Seltener tritt eine trockene Schwellung der Nasenschleimhaut („trockener Schnupfen“) auf. 3. Die Inkontinenz für Urin wird in der Regel verstärkt.  4. Bei notwendiger höherer Dosierung ist die Einnahme von Kapseln erforderlich; die Einnahme der Kapsel kann bei Kindern mit verstärktem Würgreflex schwierig sein (Anmerkung: der Inhalt einer geöffneten Kapsel verliert einen Teil seiner Wirksamkeit). Aktuelle Bedeutung: Seit der  Einführung der Katheterentleerung der Harnblase haben die A. an Bedeutung verloren und werden nur noch ausnahmsweise eingesetzt. Indikationen: Wenn eine Katheterentleerung 1. nicht möglich ist, 2. mit erhöhten Komplikationen (z.B. erhöhter Verletzungsgefährdung beim Katheterisieren männlicher Säuglinge) verbunden sein kann, 3. nicht zuverlässig ausgeführt wird oder 4. unsachgemäß (z.B. ohne Gleitmittel oder mit zu grober Kraft) ausgeführt wird bzw. werden kann, kann das Medikament - wenigstens vorübergehend - eine Katheterentleerung ersetzen, sofern der soziale Aspekt der Katheterentleerung keine oder eine untergeordnete Rolle spielt. Wünschenswert wäre die Entwicklung von Medikamenten mit weiter abgeschwächten Nebenwirkungen.

Alprostadil: Prostaglandin, ein bei der Schwellkörper-Autoinjektions-Therapie verwendeter Wirkstoff, enthalten in Caverject ®, Minprog ®, Muse ®, Prostavasin ®, Viridal ®.

alvus: lat. Unterleib mit seinen Eingeweiden und Darmausscheidungen; verwendet wird das Wort in dem Begriff Incontinentia alvi, d.h. Inkontinenz für Stuhl.

 

 

   
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