Schmerzen bei Neugeborenen und Säuglingen, Allgemeines: Neugeborene und Säuglinge erleiden Schmerzen wie jeder andere Mensch - gleich in welchem Alter. Aber sie sind nur eingeschränkt in der Lage, S. zu zeigen. Eine fehlende Schmerzreaktion ist jedoch kein Beweis für Schmerzfreiheit. Schmerzhafte Eingriffe werden dennoch im „Schmerzgedächtnis“ behalten und beeinflussen nachhaltig die Lebenserfahrung und das Verhalten. Hieraus leitet sich die Forderung ab, schmerzhafte Belastungen möglichst zu vermeiden und, wenn schmerzhafte Eingriffe erforderlich sind, diese möglichst gering zu halten. Hinweise: Die Beobachtung des Verhaltens gibt bei Neugeborenen und Säuglingen die sichersten Hinweise auf schmerzhaftes Erleben. Die Zuordnung der S. zu Erkrankungen erfordert Wissen und Erfahrung. Oft sind spezielle Untersuchungen (Ultraschall, Urinuntersuchung, Blutuntersuchungen) erforderlich, um schmerzhafte Krankheitszustände zu erkennen. Besteht eine Spina bifida und/oder ein Hydrozephalus, können selbstverständlich die gleichen Schmerzursachen wie bei anderen Kindern bestehen. Es sind jedoch auch einige spezielle Störungen möglich, die Beschwerden machen können. Besonders zu beachten ist jedoch, dass bei Störungen der Sensibilität (vgl. hierzu die Anleitung im Handbuch: Sensibilität) normalerweise schmerzhafte Krankheiten, z.B. ein Knochenbruch, Harnwegsinfektionen oder Hautverletzungen, z.B. Verbrennungen, unbemerkt bleiben können, also das Warnsymptom Schmerz keinen Hinweis auf Krankheitszustände gibt. (Vgl. Schmerzeinschätzung [55]).
Schmerzen bei Neugeborenen und Säuglingen – erkennen, vermeiden
Schmerzen bei Neugeborenen: Je jünger das Kind ist, umso schwieriger ist es, eine Grenze festzulegen, ab der eine Belastung (Stress) als Schmerz wahrgenommen wird. Schmerzreaktionen sind vom Bewusstseinszustand (Wachsein, Schlaf) abhängig. Neugeborene zeigen keine eindeutige Reaktion auf zunehmenden S.; deshalb ist möglichst jede Belastung zu vermeiden. Schmerzdiagnose: Die sichersten Hinweise auf S. ergeben sich aus der Verhaltensbeobachtung. Die Symptome sind jedoch individuell sehr unterschiedlich. In Verbindung mit alterstypischen Ursachen geben sie dennoch brauchbare Hinweise.
Schmerzen bei Säuglingen: Bei Säuglingen sind die physiologischen Bedingungen der Schmerzwahrnehmung noch denen der Neugeborenen ähnlich, sie reifen jedoch zunehmend aus. Deshalb ist die Zuordnung von Schmerzsymptomen zwar noch unsicher, aber besser möglich.
Schmerzeinschätzung bei Säuglingen und Kleinkindern bis zum 4. Lebensjahr: Genaue Hinweise von Kindern zu Schmerzen sind wesentlich an die sprachliche Ausdrucksfähigkeit gebunden. Bis zu einem (Entwicklungs-) Alter von 4 Jahren ist lediglich eine Einschätzung von Schmerzen durch Schmerzskalen (z.B. KUSS, vgl. nachfolgende Tabelle) üblich.
Schmerzeinschätzung bei Kindern:
Kindliche Unbehagens- und Schmerzskala (KUSS) [55].
Pukte | Weinen | Gesichtsausdruck | Rumpfhaltung | Beinhaltung | Motorische Unruhe |
0 | gar nicht | Entspannt, Lächeln | Neutral | Neutral | Fehlt |
1 |
Stöhnen, Jammern, Winden |
Mund verzerrt | Unstetik | Strampeln | Mäßig |
2 | Schreien | Grimassieren von Mund und Augen | Aufbäumen Krümmen |
An den Körper gezogen | Ruhelos |
Beurteilung: 0 - 3 Punkte: Kein Schmerz, 4 und mehr Punkte: Schmerz |
Schmerzen, Besonderheiten bei Spina bifida und Hydrozephalus: Patienten mit Spina bifida und Hydrozephalus sind von Geburt an überdurchschnittlich häufig schmerzhaften Eingriffen ausgesetzt. Wesentliche Ursachen sind a) die außergewöhnliche Zahl stationärer Aufenthalte und Untersuchungen, die mit schmerzhaften Eingriffen (s.u.) verbunden sind (Operationen, Blutentnahmen, Injektionen, z.B. bei urodynamischen Untersuchungen, Szintigrammen usw.); b) Nichtbeachten schmerzvermeidender Möglichkeiten (z.B. örtliche (lokale) Betäubung mit Emla ®); c) hinzu kommen krankheitsbedingte Schmerzen von unterschiedlichem Ausmaß. Die Unterscheidung von Schmerzen und anderen Formen von Unwohlsein erfordert bei Neugeborenen und Säuglingen besondere Erfahrungen. Deshalb wurde diesem Thema eine spezielle Anleitung im Anhang (s.u.) gewidmet. Die Zuordnung von Schmerzen zu körperlichen Beschwerden kann durch Lähmungen verfremdet sein. Vgl. hierzu die Übersicht im Anhang: Veränderte Schmerz-wahrnehmung. Häufige schmerzhafte Eingriffe und Möglichkeiten zur Schmerzvermeidung sind in einem besonderen Abschnitt zusammengefasst. Eine weitere, alphabetisch geordnete Übersicht erlaubt die Beurteilung organbezogener Schmerzen.
Schmerzen - Schmerzen bei Spina bifida und Hydro- zephalus – erkennen – vermeiden Hier: Besonderheiten bei Lähmungen und körperlichen Veränderungen – Veränderte Schmerzwahrnehmung – Schmerzhafte Eingriffe- Organbezogene Schmerzen (al phabetisch geordnet) |