Suchen  

   

Autoren  

   

Neugeborene und Säuglinge

erleiden Schmerzen wie jeder andere Mensch. Aber sie sind nur eingeschränkt in der Lage, Schmerzen zu zeigen. Eine fehlende Schmerzreaktion ist kein Beweis für Schmerzfreiheit. Schmerzhafte Eingriffe werden dennoch im „Schmerzgedächtnis“ behalten und beeinflussen nachhaltig die Lebenserfahrung und das Verhalten. Hieraus leitet sich die Forderung ab, schmerzhafte Belastungen möglichst zu vermeiden und wenn schmerzhafte Eingriffe erforderlich sind, alle Möglichkeiten zu nutzen, diese schmerzfrei auszuführen.

Hinweise

Die Beobachtung des Verhaltens gibt bei Neugeborenen und Säuglingen die sichersten Hinweise auf schmerzhaftes Erleben. Die Zuordnung der Schmerzen zu Erkrankungen erfordert eine gute Beobachtung, Wissen und Erfahrung. Oft sind spezielle Untersuchungen (Ultraschall, Urinuntersuchung, Blutuntersuchungen) erforderlich, um schmerzhafte Krankheitszustände zu erkennen.

Besteht eine Spina bifida, können selbstverständlich die gleichen Schmerzursachen wie bei anderen Kindern bestehen. Es sind jedoch auch einige spezielle Störungen möglich, die Beschwerden machen können.

Besonders zu beachten ist, dass schmerzhafte Krankheiten, z.B. ein Knochenbruch, Harnweginfektionen oder Hautverletzungen, Verbrennungen in nichtsensiblen Körperzonen unbemerkt bleiben können, also das Warnsymptom Schmerz keinen Hinweis auf Krankheitszustände gibt.

Neugeborene

Je jünger das Kind ist, umso schwieriger ist es, zu erkennen, ob es Schmerz empfindet.

Schmerzreaktionen sind vom Bewusstseinszustand (Wachsein, Schlaf) abhängig. Neugeborene zeigen keine eindeutige Reaktion auf zunehmenden Schmerz. Deshalb ist jeder Stress und eine schmerzhafte Belastung möglichst zu vermeiden.

Schmerzdiagnose

Die sichersten Hinweise auf Schmerzen ergeben sich aus der Verhaltensbeobachtung. Wenn die Symptome auch individuell sehr unterschiedlich sein können, so ergeben sie insgesamt brauchbare Hinweise auf die Schmerzursache und -stärke.

Schmerzsymptome

  • Schmerzhaftes verändertes Gesicht (sehr variabel)
  • Schreien mit offenem Mund in zunehmend kurzen Abständen
  • Trinkschwäche
  • motorische Unruhe (kann auch Hunger oder Kälteempfinden sein)
  • Benommenheit
  • Blässe
  • Berührungsempfindlichkeit
  • unspezifische Abwehrreaktionen

Schmerzeinschätzung bei Säuglingen und Kleinkindern bis zum 4. Lebensjahr

Genaue Hinweise von Kindern zu Schmerzen sind wesentlich an die sprachliche Ausdrucksfähigkeit gebunden. Bis zu einem (Entwicklungs-) Alter von 4 Jahren ist lediglich eine Einschätzung von Schmerzen durch Schmerzskalen (z.B. KUSS, vgl. nachfolgende Tabelle) üblich.

Kindliche Unbehagens- und Schmerzskala (KUSS)

 Punkte

 Weinen

Gesichtsausdruck

 Rumpfhaltung

Beinhaltung

Motorische Unruhe

0

gar nicht

entspannt, Lächeln

Neutral

Neutral

 fehlt

1

Stöhnen, Jammern

Mund verzerrt

Unstet

Strampeln

mäßig

 2

Schreien

 Grimassieren von

Mund und Augen

 Aufbäumen

Krümmen

 an den Körper gezogen

ruhelos

 Beurteilung: 0 - 3 Punkte:     Kein Schmerz,  4 und mehr Punkte: Schmerz

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Typische Schmerzursachen

  • Stress, der ähnlich dem Schmerz wahrgenommen wird
  • •Ärztliche Eingriffe: Impfungen und Blutentnahmen sollten nur an sensibel gestörten Hautzonen oder nach lokaler Anästhesie (Emla ®) erfolgen
  • •funktionelle Magen- Darmstörungen durch quälende und noch nicht sicher ursächlich durchschaute "Dreimonatskoliken“ oder „Nabelkoliken“
  • •vor allem bei vorwiegender Flaschenmilchernährung entstehen kittartige Stühle, die Blähungen und eine schmerzhafte Verstopfung hervorrufen können
  • •Hirnüberdruck
  • •Harnweginfektion

Säuglinge

Bei Säuglingen sind die physiologischen Bedingungen der Schmerzwahrnehmung noch denen der Neugeborenen ähnlich, sie reifen jedoch zunehmend aus. Deshalb ist die Zuordnung von Schmerzsymptomen zwar noch unsicher, aber besser möglich.

Schmerzsymptome

  • •Verzerren des Gesichtes (sehr variabel)
  • •Trinkschwäche
  • •Appetitmangel
  • •Schlafstörungen
  • •Berührungsempfindlichkeit
  • •Schonhaltungen
  • •klägliches Schreien in zunehmend kurzen Abständen
  • •Stöhnen
  • •Benommenheit
  • •Blässe
  • •Berührungsempfindlichkeit
  • •Änderung der Lebendigkeit (Vigilanz) sowohl im Sinne einer auffälligen Ruhe oder einer vermehrten Unruhe.

Typische Ursachen

  • •Stress, der ähnlich dem Schmerz wahrgenommen wird
  • •Ärztliche Eingriffe: Blutentnahmen und Impfungen sollten nur an sensibel gestörten Hautzonen oder nach lokaler Betäubung (Emla ®) erfolgen
  • •weiter bestehende funktionelle Magen- Darmstörungen durch "Dreimonatskoliken“ oder „Nabelkoliken“
  • •Verstopfung durch kittartigen, zähen Stuhl vor allem bei vorwiegender Flaschenmilchernährung
  • •Bei Infekten: Ohrenschmerzen durch einen Tubenmittelohrkatarrh oder eine Mittelohrentzündung
  • •Schmerzen bei Zahndurchbruch, der bei Fieber oft beschleunigt ist
  • •Hirnüberdruck (vgl. gesonderte Anleitung)
  • •Harnweginfektion (vgl. gesonderte Anleitung)
  • •Rückfluss von Mageninhalt in die Speiseröhre (gastroösophagealer Reflux), erkennbar an abnorm häufigem Spucken und Erbrechen.

  

Letzte Bearbeitung: 12.02.2014

   
© ALLROUNDER