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Regelblutung

Im Allgemeinen besteht ein normaler periodischer Rhythmus und eine normale Stärke der Regelblutung. Versorgung bei Regelblutung: Verwendet werden übliche Einlagen oder, bei gleichzeitiger Inkontinenz für Urin, Tampons. Eine außergewöhnliche Verletzungsgefahr besteht nicht.

 

Empfängnisverhütung

Zur Empfängnisverhütung stehen verschiedene, individuell angepasste Methoden zur Verfügung. Bei Lähmungen mit peripheren Durchblutungsstörungen ist bei der Wahl von empfängnisverhütenden Hormonpräparaten (Ovulationshemmer) ein erhöhtes Thromboserisiko zu beachten. Eine individuelle gynäkologische Beratung wird empfohlen.

 

Empfängnisfähigkeit (Potentia concipiendi)

Es besteht eine normale Empfängnisfähigkeit (Konzeptionsfähigkeit).

 

Wiederholungswahrscheinlichkeit für Spina bifida

Bei einer Spina bifida-Mutter ist die Wiederholungswahrscheinlichkeit für ein Kind mit Spina bifida (von 0.06 % auf 0.6 % - also um das Zehnfache) erhöht. Drei Monate vor Beginn einer geplanten Schwangerschaft, spätestens jedoch mit Beginn der Schwangerschaft, wird die tägliche Einnahme von 4 (!) mg (statt 0,4 mg) Folsäure als Tablette zusammen mit einem Multivitaminpräparat empfohlen. Hiermit vermindert sich die Wiederholungswahrscheinlichkeit um (mindestens) 2/3, also auf 0.2 % (vgl. Abschnitt Schwangerschaft).

 

Beischlaffähigkeit (Potentia coeundi)

Mögliche Hindernisse:

-  Erhebliche Gelenkfehlstellungen im Hüftgelenk

-  Erhebliche Einschränkungen der Gelenkbeweglichkeit durch (Anspreiz-, Abspreiz-, Beuge-) Kontrakturen im Hüftgelenk

-  Inkontinenz für Urin und/oder Stuhl.

-  Geruchsentwicklung.

 

Schwangerschaft

Vor der Schwangerschaft

Bei Kinderwunsch wird die regelmäßige Einnahme von 4 (!) mg Folsäure/Tag für die Mutter 3 Monate vor einer geplanten Schwangerschaft, in jedem Fall mit Beginn der Schwangerschaft empfohlen. Auch nach dem 1. Schwangerschaftsmonat ist die Folsäureeinnahme wegen des erhöhten Bedarfs während der ganzen Schwangerschaft sinnvoll. Sie hat aber keinen Einfluss mehr auf die Entwicklung des Rückenmarks und der Wirbelsäule des Kindes.

Bei Kinderwunsch wird eine genetische Beratung empfohlen, bei der genetische Besonderheiten und Zusammenhänge bei Spina bifida ausführlich besprochen und dokumentiert werden.

Das Beachten der Gewichtsentwicklung gehört zum normalen Vorsorgeprogramm einer Schwangerschaft. "Fastenkuren" oder andere strenge Formen der Gewichtsabnahme vor und während der Schwangerschaft sind jedoch nicht anzuraten!

Eine urologische und neurochirurgische Beratung zu möglichen Auswirkungen der Schwangerschaft auf die Harnwege bzw. (ggf.) auf die Hirnwasserableitung wird empfohlen.

Ablauf der Schwangerschaft

Kind

Die kindliche Entwicklung verläuft ungestört. Die Teilnahme an den Schwangerschafts- Vorsorgeuntersuchungen sollte selbstverständlich sein.

Mutter

Der Schwangerschaftsablauf ist im Allgemeinen normal.

Wegen möglicher urologischer oder neurologischer Komplikationen wird eine begleitende urologische und (bei bestehender Hirnwasserableitung) neurochirurgische Beratung/Überwachung sowie eine Begleitung durch eine Spina bifida-Ambulanz empfohlen.

 

Entbindung

Die Art der Entbindung muss stets im Einzelfall entschieden werden. Sie erfolgt in der Regel mit Kaiserschnitt

- bei kompletten neurologischen Grundstörungen wegen möglicher / hierdurch bedingter mangelnder Wehenkoordination,

- bei Gelenkfehlstellungen und Kontrakturen im Bereich der Hüften bei hohen Lähmungen bzw. bei Osteoporose: wegen erhöhter Frakturgefahr der Beine,

- bei eingeschränkter Lungenfunktion und Atemstörungen durch Chiari-Fehlbildung: wegen eingeschränkter Unterstützung beim Pressen,

- zur Schonung des Beckenbodens, der bei einer Entbindung über die natürlichen Geburtswege erheblich belastet wird.

Eine Entbindung über die natürlichen Geburtswege (transvaginale Entbindung) kann bei inkompletten sakralen neurologischen Lähmungsformen ausnahmsweise erwogen werden. Im Allgemeinen erfolgt die Entbindung jedoch auch bei dieser Lähmungshöhe durch Kaiserschnitt.

Anästhesie

Bei einer Entbindung durch Kaiserschnitt erfolgt die Entbindung in Allgemeinnarkose. Eine örtliche Betäubung (Periduralanästhesie) ist wegen des nach hinten offenen Wirbelkanals, möglichen narbigen Verwachsungen und bei einem abnorm tiefstehenden Rückenmark nicht möglich.

Latexallergie

Eine gehäuft bestehende Latexallergie muss bei der Narkoseplanung berücksichtigt werden. In jedem Fall ist ein latexfreier Operationssaal zu fordern.

 

Letzte Bearbeitung 03.05.2014

   
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