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Übersicht

 

Besonderheiten bei Mädchen/Frauen und Jungen/Männern

1 Niesen, Augenjucken, Atembeschwerden, Hautausschlag

2 Katheterisieren kann unmöglich sein!

2.1 Beim Legen des Katheters treten Schmerzen auf

2.2 Erschwerter Zugang zur Harnröhre

3 Angst, Vorbehalte, Hemmungen

4 Der Katheter passt nicht in die Harnröhrenöffnung

4.1 Der Katheter ist zu dick

5 Der Katheter lässt sich nicht vorschieben

5.1 „Natürliche Engen" in der männlichen Harnröhre

5.2 Wandverdickungen bei Entzündungen

5.3 Narbige Verengungen

5.4 „Spastische" Verengung des Blasenhalses / der Harnröhre

6 Es läuft kein Urin ab

6.1 Gleitmittel verlegt die Öffnung an der Katheterspitze

6.2 Der Katheter liegt noch nicht in der Harnblase

6.3 Urin fließt unvollständig ab

7 Es blutet beim Katheterisieren

7.1 Nur auf Teststäbchen nachweisbares Blut (Mikrohämaturie)

7.2 Leicht blutig gefärbter Urin

7.3 Stärkere Blutungen

7.4 Bluten beim Vorschieben des Katheters

7.5 Bluten, während der Katheter in der Harnblase liegt

8 Neben dem Katheter läuft Urin heraus

9 Der Katheter lässt sich nicht mehr ziehen

9.1 Spastik in der Harnblase oder Harnröhre

9.2 Der Katheter klebt in der Harnröhre fest

9.3 Verschlingung / Verknotung des Katheters

9.4 Abflussbehinderung bei Ballonkatheter

10 Der Katheter wird herausgedrückt

 

Besonderheiten (nur) bei Jungen/Männern

11 Der Katheter lässt sich nicht vorschieben

11.1 „Natürliche Engen" in der Harnröhre

11.2 Meatusstenose

11.3 Der Katheter ist zu dick

11.4 Nicht genug Gleitmittel

11.5 Die Spitze des Katheters liegt nicht korrekt in der Harnröhre

12 Die äußere Harnröhrenöffnung ist nicht zu sehen

13 Die Katheterspitze verfängt sich in der Vorhaut

 

Besonderheiten bei Mädchen/Frauen und Jungen/Männern

1   Niesen, Augenjucken, Atembeschwerden, Hautausschlag, Rötungen im Bereich der Genitalien können Ausdruck einer Latexallergie sein.

Maßnahmen: Grundsätzlich sollen bei der Katheterentleerung nur latexfreie Materialien (Handschuhe, Katheter, Spritzen usw.) verwendet werden, um eine Allergie auf Latex zu vermeiden. Bei auffälligen Symptomen: Allergendiagnostik (Prick-Test, Blutuntersuchung RAST: Latex, Etilenoxid) veranlassen.

2   Katheterisieren kann nicht möglich sein!

Bei manchen Kindern/Jugendlichen ist eine Entleerung der Harnblase durch Katheterisieren nicht möglich.

2.1  Beim Legen des Katheters treten Schmerzen auf

Bei (auch teilweise) erhaltener Empfindlichkeit der Harnröhre und Harnblase können Missempfindungen oder Schmerzen beim Vorschieben des Katheters auftreten.

Maßnahmen: Es sollte ein Gleitmittel verwendet werden, das ein Betäubungsmittel enthält (vgl. Gleitmittel).Treten trotzdem Schmerzen auf, ist eine urologische Diagnostik (Ausschluss einer Harnwegsinfektion, einer Vernarbung) angezeigt. Danach ist durch geeignete Untersuchungen, z.B. endoskopische Betrachtung der Harnröhre (Urethroskopie), zu entscheiden, ob sich das Katheterisieren als Methode zur regelmäßigen Harnblasenentleerung eignet oder andere

Entleerungsmethoden (z.B. eine Katheterentleerung über ein operativ angelegtes Mitrofanoff-Stoma*) überlegt werden müssen.

2.2  Erschwerter Zugang zur Harnröhre

Die äußere Harnröhrenöffnung kann - vor allem bei Mädchen / Frauen - schwer zugänglich sein durch a) Fehlstellungen oder erheblich eingeschränkte Beweglichkeit der Hüftgelenke bei Kontrakturen. Maßnahme: Abspreizhilfe verwenden, b) erheblich verdickte Oberschenkel bei Adipositas. Maßnahme: Abspreizhilfe benutzen, c) stärkere Beckenkippung bei Wirbelsäulenfehlstellungen. Maßnahme: Katheterentleerung in Seitenlage (mit Abspreizen der Beine). Das Anlegen einer künstlichen Harnableitung (z.B. über ein Mitrofanoff-Stoma*, vgl. Anleitung: Urologische Operationen) ist zu überlegen.

3   Angst, Vorbehalte, Hemmungen

Gerade am Anfang bestehen bei fast allen Eltern/Patienten vielerlei verständliche (ästhetische, medizinische, sachliche, auch unbegründete) Hemmungen, einen Katheter zu legen. Bedenken sind stets offen auszusprechen. Der Arzt, der das Katheterisieren für erforderlich hält, muss Sinn und Notwendigkeit zweifelsfrei belegen können und sich ausreichend Zeit lassen, bestehende Bedenken abzubauen. Ist diese „Hemmschwelle" einmal überwunden, macht das Katheterisieren nur selten technische Schwierigkeiten.

4   Der Katheter passt nicht in die Harnröhrenöffnung

4.1  Der Katheter ist zu dick

Vor allem (aber nicht nur) bei (beschnittenen) Knaben kann die äußere Harnröhrenöffnung untypisch eng sein. Ggf. Ausschluss und Therapie einer Verengung der äußeren Harnröhrenöffnung (Meatusstenose). Maßnahmen: Ein Gleitmittel und einen dünneren Katheter verwenden oder eine operative Erweiterung der Harnröhrenöffnung (Meatotomie) veranlassen.

5   Der Katheter lässt sich nicht vorschieben

Maßnahmen: Nicht stochern! (Verletzungsgefahr!), sondern die möglichen Ursachen berücksichtigen:

5.1  „Natürliche Engen" in der männlichen Harnröhre  ⇒ 11.1

5.2  Wandverdickungen bei Entzündungen

Bei Entzündungen der Harnröhre oder Harnblase kann die Wand der Harnröhre und der Harnblase verdickt sein. Hierdurch kann das Vorschieben des Katheters erschwert oder unmöglich sein. Maßnahmen: Meist reicht es aus, einen dünneren Katheter und reichlich Gleitmittel zu verwenden. Manchmal gelingt es (vor allem bei Jungen) auch bei einiger Erfahrung nicht, den Katheter in die Harnblase vorzuschieben. Dann sollte der Versuch abgebrochen und nach einer Stunde wiederholt werden. Inzwischen sollte das Kind / der Jugendliche viel trinken, um die Harnblase aufzufüllen und damit zu entfalten. Gelingt es auch dann nicht, den Katheter in die Harnblase zu bringen, ist ärztliche Hilfe erforderlich.

5.3  Narbige Verengungen

Vor allem nach blutigen Katheterentleerungen, länger in der Harnblase liegenden Dauerkathetern und nach wiederholten Entzündungen kann es zu narbigen Verengungen der Harnröhre kommen, die eine regelmäßige Katheterentleerung erschweren oder unmöglich machen. Maßnahmen: Dünneren Katheter verwenden. Ärztliche Stellungnahme erforderlich. Betrachtung der Harnröhre (Ureteroskopie) und hierbei ggf. operative Beseitigung von narbigen Strängen, ggf. operative Erweiterung der Harnröhre.

5.4  „Spastische" Verengung des Blasenhalses / der Harnröhre

Das Vorschieben des Katheters kann erschwert oder unmöglich sein: a) Beim Vorschieben des Katheters kommt es bei bestimmten Lähmungstypen der Harnblase (hypertone Harnblase) zu einer vorübergehenden („spastischen") Verengung der Harnröhre, der Muskulatur des Beckenbodens und/oder der Muskeln, die die Harnblase verschließen.

Maßnahme: Gleitmittel im Wasserbad erwärmen und in die Harnröhre einspritzen, womit die zusammengefaltete Harnröhre aufgeweitet wird. Ausnahmsweise ein Gleitmittel verwenden, das ein Betäubungsmittel enthält (z.B. Instillagel ®). Nicht herumstochern! Hierdurch verstärkt sich die Spastik. b) Eine (ständig bestehende) neurologische Überaktivität im Bereich des Überganges zwischen Harnblase und Harnröhre (des Blasenhalses).

Maßnahmen: Dünneren Katheter verwenden. Klärung der Ursache durch eine Blasendruckmessung bzw. durch eine (endoskopische) Betrachtung der Harnröhre / Harnblase. Anwenden von Medikamenten, die den Harnblasenverschluss entspannen (Alpha-Rezeptorenblocker, Botulinumtoxin). Bei narbigen Verengungen: operative Beseitigung der Narbe und damit der Enge. Im Übrigen: Eine ärztliche Stellungnahme ist immer erforderlich.

6   Es läuft kein Urin ab

6.1  Gleitmittel verlegt die Öffnung an der Katheterspitze

Maßnahmen: Der Katheter kann mit etwas Luft oder Wasser freigespült werden. Hierzu zieht man etwas Luft oder (Leitungs-) Wasser in eine (Einmal-) Spritze auf und spült den Katheter durch.

6.2  Der Katheter liegt noch nicht in der Harnblase

Maßnahmen: Die eingeschobene Katheterlänge überprüfen. Im Zweifel kann man den Katheter bedenkenlos ein wesentliches Stück (5-10 cm) weiter als ursprünglich geplant vorschieben.

6.3  Urin fließt unvollständig ab

Kennzeichen: Mehr oder weniger kurz nach der Katheterentleerung fließt weiter eine unterschiedliche Menge Urin ab. Ursache: Die Harnblase ist unvollständig entleert, weil a) der Katheter nicht vollständig in der Harnblase liegt. Maßnahme: Katheter bei der nächsten Entleerung einige Zentimeter weiter vorschieben; evtl. etwas längeren Katheter verwenden. b) Der Katheter erreicht den Urin in einer (z.B. durch stärkere Füllung des Enddarmes oder eine schlaffe Blase) nach rechts verlagerten Harnblase nicht.

Maßnahmen: Blase durch leichten Druck von rechts auf die Bauchdecke zur Mitte hin aufrichten und von oben her bei liegendem Katheter ausdrücken. Vor der Entleerung einen kalten Lappen auf die Harnblasenregion legen; hierdurch richtet sich die schlaffe Harnblase auf, wodurch der Urin für den Katheter erreichbar wird. c) Der gefüllte Enddarm verdrängt die Harnblase nach rechts, was zu einer Abflussbehinderung des Urins aus der Harnblase beitragen kann. Maßnahme: Vor der Katheterentleerung den Enddarm entleeren.

7   Es blutet beim Katheterisieren

7.1  Nur auf Teststäbchen nachweisbares Blut (Mikrohämaturie)

Anmerkung: Die bei weitem häufigste Ursache von kleinen Blutmengen im Urin sind entzündliche Veränderungen der Blasenschleimhaut. Bei einer Mikrohämaturie ohne Infekt bei Patienten ab etwa 16 Jahren ist ein Blasentumor auszuschließen.

Gründe: a) Durch das Legen des Katheters kann es zu mechanischen Minimalverletzungen der Schleimhaut von Harnröhre und Harnblase kommen, b) oder es können sich bei Abfließen des Urins kleine Anteile der Blasenschleimhaut in die Abflusslöcher des Katheters legen. c) Wird die Harnblase bei liegendem Katheter ausgedrückt, kann der Katheter an der Blasenwand scheuern. Hierdurch gelangen einige rote Blutkörperchen in den Urin, die auf Teststäbchen nachweisbar sind. Die Verletzungen sind minimal und harmlos, dennoch nicht wünschenswert.

Maßnahmen: Katheter verwenden, die abgerundete Abflusslöcher haben (vgl. Katheterarten). Vorsichtiges Ausdrücken der Harnblase bei liegendem Katheter. Stets ausreichend Gleitmittel verwenden. d) An eine Niereninfektion (Shuntnephritis) durch eine entzündlich veränderte Hirnwasserableitung in das Herz (ventrikulo-atrialer Shunt) ist zu denken.

7.2  Leicht blutig gefärbter Urin

Die Schleimhaut, die die Harnröhre und die Harnblase auskleidet, ist gut durchblutet und zart. Ursachen: 1. Vor allem, wenn die Innenwand der Harnröhre oder Harnblase entzündlich verändert ist oder war, jedoch auch, wenn die Harnblase durch die Entleerung zusammensinkt und die Katheterspitze an die Harnblasen-Innenwand anstößt, kann sie oberflächlich verletzt werden und geringfügig bluten. Die meist durch Urin wässrig verdünnte oder auch als kleine „Blutgerinnsel" (= Koagel) ausgeschiedene Blutmenge ist gering. 2. Eine blutige Harnblasenentzündung

(hämorrhagische Zystitis). 3. Bei Patienten ab 16 Jahren ist ein Blasentumor auszuschließen.

Maßnahmen: Katheter verwenden, die abgerundete Abflusslöcher (die heute Standard sein sollten) und weiche, runde Spitzen haben (vgl. Katheterarten). Vorsichtiges Ausdrücken der Harnblase bei liegendem Katheter. Stets ausreichend Gleitmittel verwenden. Bei unklaren Befunden ist eine ärztliche (urologische) Beratung mit weiterführender Diagnostik erforderlich.

7.3  Stärkere Blutungen

Treten stärkere Blutungen mit klumpenartigen Blutausscheidungen (Koagel) auf, muss der behandelnde Arzt unterrichtet werden. Dauern die Blutungen länger als 10 Minuten, ist der Arzt sofort zu benachrichtigen! Mögliche Ursache ist eine tiefe Verletzung im Bereich des Blasenhalses oder der Harnröhre beim Legen des Katheters.

Maßnahmen: Bei Verwenden der heute üblichen Katheter ist eine ernsthafte Verletzung oder sogar ein Durchstoßen der Harnröhre bzw. der Harnblase selten. Die durch den Katheter gesetzte Verletzung ist an einer stärkeren, längeren und möglicherweise wiederholt auftretenden Blutung erkennbar. Die Blutung kommt meist spontan zum Stillstand.

7.4  Bluten beim Vorschieben des Katheters

Ursachen: Die Blutung hat ihren Ursprung in der Harnröhre. Ursache der Blutung können in der Harnröhre gelegene Widerstände (z.B. Schleimhautfalten, Engen oder die Kanten der neben der Spitze gelegenen Katheteröffnungen) sein. Maßnahmen: Das Vorschieben des Katheters sollte für die Dauer der Blutung unterbrochen werden. Bei gleichzeitig bestehendem federndem Widerstand sollte der Katheter wieder herausgezogen und, nachdem Gleitmittel nachgespritzt wurde, dann neu gelegt werden. Tritt an gleicher Stelle erneut ein Widerstand mit Bluten auf, ist das Katheterisieren abzubrechen und zu einem späteren Zeitpunkt zu wiederholen. Eine ärztliche Beratung ist erforderlich. Vgl. auch Abschnitt 5.

7.5  Bluten, während der Katheter in der Harnblase liegt

Ursachen: Die Katheterspitze und die Kanten der Öffnung (gleich neben der Katheterspitze) können die Schleimhaut in der Harnblase geringfügig oberflächlich verletzen, besonders dann, wenn eine Harnblasenentzündung vorliegt. Auch können kleine Teile der Schleimhaut bei der schnellen Entleerung der Harnblase in die Abflusslöcher des Katheters gesaugt werden. Hierbei kann die Schleimhaut verletzt werden und geringfügig bluten. Der Urin, der durch den Katheter abfließt, verfärbt sich rötlich oder es werden kleine Blutgerinnsel ausgeschieden. Die Blutung kommt spontan zum Stillstand und ist meist harmlos. Maßnahmen: Das Katheterisieren muss nicht abgebrochen werden. Verlegt sich die Öffnung an der Katheterspitze mit einem kleinen Blutgerinnsel, kann man den Katheter mit ein wenig Luft oder Kochsalzlösung frei spülen. Gelingt das nicht, muss der Katheter gezogen und das Abflusshindernis entfernt werden. Tritt wiederholt derartiges Bluten auf, werden die Verwendung eines anderen Kathetertyps und eine ärztliche Stellungnahme (ggf. spezielle urologische Diagnostik) empfohlen.

8   Neben dem Katheter läuft Urin heraus

Ursachen: a) Der Katheter liegt nicht korrekt in der Harnröhre oder die Katheterspitze ist verstopft. Maßnahmen: Vgl. Abschnitt 5. b) Der zur Entleerung der Harnblase verwendete Katheter ist im Verhältnis zur Weite der Harnröhre zu dünn.

Maßnahme: Einen dickeren Katheter verwenden.

9   Der Katheter lässt sich nicht mehr aus der Harnblase zurückziehen

Lässt sich ein Katheter nicht mehr ziehen, handelt es sich in jedem Falle um eine ernstzunehmende, wenn auch seltene Komplikation, die meist ärztliche Hilfe erfordert. Nie zerren! Die Harnröhre könnte verletzt werden! Das Vorgehen ergibt sich aus der Ursache.

9.1  Spastik in der Harnblase oder Harnröhre

Ursache: Durch das Legen des Katheters wird die Innenwand der Harnröhre und/oder Harnblase berührt, wodurch es zum (spastischen) Zusammenziehen der Harnblase / Harnröhre kommen kann.

Die Dauer des Zusammenziehens (Kontraktion) kann unterschiedlich lang sein. Maßnahmen: a) Meist löst sich die Spastik ohne weitere Maßnahmen nach 30 Sekunden bis 2 Minuten; b) ein betäubendes Gleitmittel, z.B. Instillagel ®, kann hilfreich sein, muss aber einige Zeit (Minuten) einwirken können; c) beim Legen des Katheters ein Gleitmittel mit einem Betäubungsmittel verwenden; d) den Katheter langsam vorschieben und entfernen. e) Eine ärztliche Stellungnahme ist erforderlich wegen möglicher Veränderung des Blasen-Lähmungstyps.

9.2  Der Katheter, der längere Zeit in der Harnröhre liegt, klebt in der Harnröhre fest

Diese Komplikation kann auftreten, a) wenn ein Katheter länger in der Harnröhre/Harnblase liegt, b) wenn beschichtete Katheter verwendet werden.

Maßnahmen: Niemals mit Gleitmittel beschichtete Katheter länger in der Harnröhre liegen lassen. Nicht (nie!) zerren! Die Harnröhre kann verletzt werden. Harnblase mit physiologischer Kochsalzlösung und 6-20 ml Gleitmittel auffüllen. Viel trinken lassen. Katheter abstöpseln. Hierdurch füllt sich die Harnblase, der gleitmittelhaltige Urin wird am Katheter vorbei ausgeschieden; hierdurch besteht die Chance, dass sich der Katheter löst. Gelingt das nicht, ist eine ärztliche Stellungnahme angezeigt.

9.3  Verschlingung / Verknotung des Katheters

Vor allem bei Verwendung von (dünnen) Ernährungssonden besteht die Möglichkeit, dass sich der Katheter in der Harnblase verknotet, eine Schlinge bildet oder sich verwickelt, wenn er wesentlich zu weit (z.B. doppelt so weit wie erforderlich) vorgeschoben wird.

Maßnahmen: a) Die Länge des vorzuschiebenden Katheterstückes sollte sich stets an der individuellen Länge der Harnröhre orientieren und vor der ersten Katheterentleerung ärztlich festgelegt werden. b) Lässt sich der Katheter nicht mehr ziehen, sollte versucht werden, die Verschlingung oder

Verwicklung durch vorsichtiges Verschieben und Zurückziehen des Katheters wieder zu lösen. Dies gelingt leichter, wenn die Harnblase über den Katheter oder durch viel Trinken aufgefüllt wird, der Katheter also in der Harnblase „schwimmt“. c) Gelingt das nicht, dann müssen ärztliche Maßnahmen (Entwicklung der Verschlingung mit einem Mandrin oder instrumentelle Entfernung durch die Harnröhre durch einen Urologen) eingeleitet werden.

9.4  Abflussbehinderung bei Ballonkatheter

Bei Verwenden eines Ballonkatheters kann es vorkommen, dass sich der Ballon nicht mehr entleert und sich hierdurch der Katheter nicht mehr ziehen lässt.

Maßnahmen: Es kann zunächst mit einer Spritze versucht werden, die Flüssigkeit aus dem Ballon abzusaugen. Gelingt das nicht, dann sollte man versuchen, noch 1-2 ml Flüssigkeit nachzuspritzen und danach wieder den Balloninhalt ablaufen zu lassen oder abzusaugen. Misslingt auch das, dann ist urologische Hilfe erforderlich (z.B. „Sprengen" des Ballons mit einem Mandrin oder mit einer Flüssigkeit).

10  Der Katheter wird bei nächtlichem Dauerkatheter in der Nacht oder während der Entleerung herausgedrückt

Maßnahme: Dickeren Katheter verwenden.

 

Besonderheiten (nur) bei Jungen/Männern

11  Der Katheter lässt sich nicht vorschieben

11.1  "Natürliche Engen" in der Harnröhre

Die Harnröhre des Jungen/Mannes ist von Natur aus an drei Stellen eingeengt (sog. natürliche Engen). An diesen Engen kann beim Vorschieben des Katheters ein (leichter) Widerstand auftreten. Die erste Enge findet sich am Übergang zwischen der Eichel und dem Penisschaft, also je nach Alter bereits nach ca. 0,5 - 2 cm. Ist der Katheter etwa zur Hälfte vorgeschoben, erreicht die Katheterspitze die zweite Enge an der Stelle, wo rechts und links die Samenstränge in die Harnröhre

einmünden. Kurz vor der Harnblase (im Bereich der Vorsteherdrüse (Prostata) und des "Blasenhalses") muss die dritte enge Stelle überwunden werden. Liegt gleichzeitig eine entzündliche Schleimhautschwellung vor, kann eine Katheterentleerung erheblich behindert werden oder unmöglich sein.

Maßnahmen: Die (normalen) Engen der Harnröhre sind meist durch leichte Erhöhung des Druckes beim Vorschieben zu überwinden. Tritt ein federnder Widerstand auf, zieht man den Katheter 1-2 cm zurück, verändert die Lage der Katheterspitze, indem man den Katheter dreht und dann erneut verschiebt. Die Richtung der Katheterspitze ist besonders wichtig, um die "zweite Enge" der Harnröhre zu überwinden. Zur Erinnerung: Beim Tiemann-Katheter (vgl. Anleitung: Tiemann- Katheter) ist die Richtung der Katheterspitze am Trichter markiert.

11.2  Zu enge äußere Harnröhrenöffnung (Meatusstenose)

Vor allem, wenn die Vorhaut (operativ) entfernt wurde, kann die äußere Harnröhrenöffnung an der Penisspitze abnorm eng sein.

Maßnahmen: a) Die Katheterdicke muss nach dieser Enge gewählt werden. Die Verwendung von zu dicken Kathetern kann zu narbigen Veränderungen an der äußeren Harnröhre führen, wodurch sich die Öffnung weiter verengt. b) Eine operative Erweiterung der äußeren Harnröhrenöffnung kann notwendig sein.

11.3  Der Katheter ist zu dick

Maßnahme: Vgl. 4.

11.4  Es wurde nicht genug Gleitmittel in die Harnröhre gespritzt, und es ist zu viel Gleitmittel (nach innen oder außen) abgeflossen.

Maßnahmen: Katheter ziehen. Gleitmittel nachspritzen. Katheter wieder neu vorschieben.

11.5  Die Spitze des Katheters liegt nicht korrekt in der Harnröhre

Maßnahme: Den Katheter ca. 2-3 cm zurückziehen. Richtung der Katheterspitze durch Drehen korrigieren. Katheter erneut vorschieben.

12  Die äußere Harnröhrenöffnung ist nicht zu sehen, weil die Vorhaut zu eng ist und sich nicht über die Eichel zurückstreifen lässt.

Ursachen: a) Physiologische Vorhautverengung (physiologische Phimose) des Säuglings und Kleinkindes.

Maßnahmen: Das Gleitmittel kann, ohne dass die Harnröhrenöffnung zu sehen ist, ("blind") in die immer vorhandene Öffnung der Vorhaut gespritzt werden. Hierbei sucht sich das Gleitmittel seinen Weg in die Harnröhre und weitet diese so weit auf, dass sich ein Katheter (evtl. dünnen Katheter wählen!) meist ohne Mühe in die Harnröhre vorschieben lässt. Die äußere Harnröhrenöffnung liegt am unteren Drittel der Eichel. Deshalb sollte die Spitze des Katheters auf das untere Drittel der Eichel gerichtet sein. Eine spontane Lösung der Vorhaut ist in der Regel zu erwarten. Beim Versuch, die

Vorhaut zurückzustreifen, kann sie einreißen (erkennbar an [geringem] Bluten) und anschließend vernarben. Es entsteht eine narbige Phimose.

b) Narbige Vorhautverengung (narbige Phimose): Durch eine narbige Phimose kann der Urinabfluss behindert und eine regelmäßige Katheterentleerung erheblich erschwert sein.

Maßnahme: Eine narbige Phimose kann nur operativ korrigiert werden. Dies sollte jedoch kein Grund sein, die Vorhaut vollständig zu entfernen (totale Zirkumzision), weil sie möglicherweise zur Kontinenzsicherung durch Tragen eines Urinals gebraucht wird. Stattdessen ist eine plastische Erweiterung (Präputialplastik) oder eine „sparsame“ Vorhautentfernung (Zirkumzision) angezeigt, womit die Vorhaut (weitgehend) erhalten wird.

13  Die Katheterspitze verfängt sich bei bestehender Vorhautverengung in der Vorhaut

Ursache: Die äußere Harnröhrenöffnung wurde nicht getroffen.

Maßnahmen: Man zieht den Katheter ein Stück zurück und versucht mit leicht veränderter Richtung erneut, die Harnröhrenöffnung zu finden. Gelingt dies nicht, ist es zweckmäßig, etwas Gleitmittel nachzuspritzen. Hierdurch weitet sich die Harnröhrenöffnung auf und die Katheterspitze lässt sich leichter einführen.

 

Letzte Bearbeitung: 19.06.2015

   
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