Suchen  

   

Autoren  

   

Die Entleerung der Harnblase mit Kathetern ist die gebräuchlichste Entleerungstechnik der gelähmten Harnblase.

 

Materialien

Katheter

Die Katheterentleerung erfolgt mit sterilen latexfreien Einmalkathetern. Die Dicke des Katheters wird in CH (Charrière) gemessen. 1 CH = 1/3 mm. Über die Katheterarten (vgl. Anleitung: Katheterarten/- Eigenschaften) und die weiteren notwendigen Materialien vgl. Anleitungen zur Entleerungstechnik. Grundsätzlich soll eine Entleerung bei Knaben/ Männern (wegen der Länge und der Engen der Harnröhre) mit einem Gleitmittel erfolgen (vgl. Anleitung: Gleitmittel). Auch die (wesentlich kürzere) Harnröhre des Mädchens/der Frau wird durch die Verwendung eines Gleitmittels geschont.

Dicke des Katheters

Mit der Katheterisierung soll eine Entleerung der Harnblase in möglichst normaler Zeit (1-3 Minuten) erreicht werden. Hieraus ergibt sich (orientierend) für verschiedene Altersstufen die Dicke des Katheters: Säuglinge: CH 6 - CH 8. Wenn CH 6 zu dick ist, können Ernährungssonden verwendet werden; Kleinkinder: CH 8; Kinder: CH 8 - CH 10; Jugendliche: CH 10 - CH 14; Erwachsene: CH 14 - CH 16.

 

Zur Technik der Katheterentleerung

Anleitungen

Zu den Techniken der Katheterentleerung bei Mädchen/Frauen und Knaben/Männern sowie zum Selbstkatheterisieren vgl. Anleitungen: Katheterentleerung bei Jungen und Männern, Selbstkatheterisieren bei Jungen und Männern, Katheterentleerung bei Mädchen und Frauen, Selbstkatheterisieren bei Mädchen und Frauen.

Häufigkeit der Katheterentleerung

Die Häufigkeit einer Katheterentleerung ergibt sich aus

- der Harnblasengröße: die Harnblase sollte so groß sein, dass eine viermalige Katheterentleerung am Tag nicht überschritten wird;

- der Trinkmenge, die aus physiologischen und medizinischen Gründen grundsätzlich nicht eingeschränkt werden sollte (vgl. Anleitung: Flüssigkeitsbedarf).

 

Medizinische Gründe für eine Katheterentleerung

Druckentlastung der Harnblase und der Nieren

Die Anzeige (Indikation) zu einer Druckentlastung wird durch die Blasendruckmessung (vgl. Anleitung: Orientierende Blasendruckmessung) ermittelt. In einer kleinen Harnblase mit einem abnorm verstärkten Verschluss kann ein krankhaft hoher Druck bestehen, dem die Harnblasenanatomie auf Dauer nicht gewachsen ist. Je nach Lähmungstyp können bereits im Säuglingsalter Druckschäden (Umbau der Harnblase, Rückfluss in die Nieren), Störungen des Harntransportes und Infektionen entstehen. Bei diesem Lähmungstyp ist eine rechtzeitige regelmäßige Druckentlastung notwendig, damit Folgeschäden an der Harnblase, den Harnleitern und den Nieren vermieden werden.

Folgende Methoden stehen zur Druckentlastung zur Verfügung:

- eine regelmäßige Entleerung der Harnblase durch „sauberes" Katheterisieren (vgl. Anleitung: Katheterisierung Mädchen/ Jungen; Selbstkatheterisieren),

- eine medikamentöse Erweiterung der Harnblase z.B. mit Oxybutynin (vgl. Anleitungen zu Oxybutynin),

- in Ausnahmefällen die Anwendung von Desmopressin (vgl. Anleitung: Desmopressin zur Druckentlastung der Harnwege und Verbesserung der Inkontinenz) durch Verminderung des Urinangebotes,

- die medikamentöse Öffnung des Blasenverschlusses (z.B. durch Alpha-Rezeptorenblocker),

- eine Kombination der genannten Methoden.

Zu beachten ist, dass der krankhaft hohe Druck Tag und Nacht besteht, eine Druckentlastung deshalb auch Tag und Nacht erfolgen muss! Hieraus leitet sich sowohl die Notwendigkeit von Katheterentleerungen am Tag ab wie auch die Notwendigkeit einer nächtlichen Druckentlastung z.B. durch einen in der Nacht gelegten Katheter (vgl. Anleitung: Geschützter Nachtkatheter).

Welche der Methoden zur Druckentlastung gewählt werden, muss im Einzelnen bei jedem Patienten je nach Alter und Lähmungstyp festgelegt werden.

Vermeiden von Harnblaseninfektionen

Ist der Verschluss der Harnblase stärker als die Kraft des Blasenhohlmuskels, kann der Harn nicht mehr vollständig entleert werden; nach jeder Harnblasenentleerung bleibt eine krankhafte Restharnmenge in der Blase, die sich infizieren kann. Zur Beseitigung des Restharnes als Grundlage der Infektion muss die krankmachende Restharnmenge abgelassen werden; dies ist möglich durch

-  die Katheterentleerung

-  die Gabe eines Medikamentes, das den Verschluss der Harnblase lockert (Alpha- Rezeptorenblocker)

-  Die Infektion kann außerdem auch ausnahmsweise (z.B. während Freizeitmaßnahmen) durch die

Daueranwendung eines sensiblen Antibiotikums vermindert oder vermieden werden.

Zu beachten ist, dass durch die Beweglichkeit des Patienten, eine ausreichende Flüssigkeitsaufnahme (vgl. Anleitung: Flüssigkeitsbedarf) und am Tage ausgeführte Entleerungstechniken wesentlich seltener Harnwegsinfektionen nachgewiesen werden können (d.h. bei Urinuntersuchung am Abend) als am Morgen (d.h. bei Urinuntersuchung am Morgen). Hieraus leitet sich die Anzeige zur Behandlung von Infektionen mit einem Nachtkatheter ab.

Welche der Möglichkeiten bei einzelnen Patienten angewendet werden, hängt weiterhin vom Alter, dem Lähmungstyp und Zustand der Harnblase, der Belastbarkeit des Patienten usw. ab.

Vermeidung/Behandlung von Hautkomplikationen

Durch ständiges Harnträufeln können (zum Teil schwere) Hautkomplikationen entstehen (offene Windeldermatitis, Reizakanthose, Soordermatose u.a.). Durch vorübergehende Anwendung einer Urinableitung über einen Dauerkatheter (vgl. Anleitung: Dauerkatheter zur Harnableitung) kann die veränderte Hautregion vollständig trockengelegt werden, was zu einer umgehenden Ausheilung der Hautkomplikation führt.

 

Katheterentleerung aus sozialen Gründen

Verbesserung der Kontinenz

Der unwillkürliche Verlust von Urin kann durch eine regelmäßige Katheterentleerung verbessert werden. Voraussetzung ist jedoch, dass die Harnblase Urin speichern kann, d.h.

-  dass irgendeine Form des Harnblasenverschlusses vorhanden ist und

-  dass die Harnblase groß genug ist, im Verhältnis zur Trinkmenge ausreichend Urin aufzunehmen. Liegen diese Voraussetzungen nicht vor, lässt sich durch eine Katheterentleerung allein keine Verbesserung der Kontinenz erreichen. Durch Kombination mit anderen Verfahren kann sich, je nach Lähmungstyp, die Kontinenz evtl. verbessern durch:

-  gleichzeitige Erweiterung der Harnblase mit Antimuscarinica (z.B. Oxybutynin; vgl. Anleitungen über die Verwendung von Oxybutynin),

-  evtl. gleichzeitige Anwendung von Desmopressin (vgl. Anleitung: Desmopressin),

-  denkbar wäre auch, die Aufnahme der täglichen Flüssigkeitsmenge zu beschränken; dies kann jedoch nicht empfohlen werden, weil eine ausreichende Flüssigkeitsaufnahme (u.a.) als Infektionsschutz für die Nieren und die Harnblase erforderlich ist.

Vermeidung von Geruchsbehinderung

Durch die Inkontinenz kann eine Geruchsbehinderung entstehen. Diese lässt sich durch eine ausreichende Katheterentleerung in Verbindung mit anderen hygienischen Maßnahmen (regelmäßiges Baden, Waschen, Verwendung diskreter Desodorantien, Tragen von Einmalwindeln) verhindern oder verbessern.

 

Ergänzende Anleitungen

-     Katheterentleerung bei Mädchen/Frauen

-     Katheterentleerung bei Jungen/Männern

-     Selbstkatheterisieren bei Jungen/Männern

-     Selbstkatheterisieren bei Mädchen/Frauen

 

Letzte Bearbeitung: 25.04.2014

   
© ALLROUNDER